Alles halb so schlimm - oder?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
sinsa Avatar

Von

Manja ist eigentlich ein ganz normales Mädchen, nicht besonders angesagt, nicht zur hippen Clique gehörend. Doch nach den Ferien ändert sich das, sie erregt irgendwie die Aufmerksamkeit von Kati. Diese bietet ihr ihre Freundschaft und damit den Zugang zur exklusivsten Clique der Schule. Klar, dass Manja da nicht nein sagt, auch wenn es bedeutet, dass ihre bisherige beste Freundin abgesagt ist. Schnell lernt sie Moritz kennen und lieben. Moritz ist allerdings abhängig, von Marihuana. Manja bemerkt zwar, das Moritz häufig etwas raucht und irgendwie ist ihr auch unheimlich, dass ihm die Beschaffung des Stoffs scheinbar wichtiger ist, als sie selbst - liebt er sie wirklich? Aber all das blendet sie aus - Hauptsache, sie kann mit ihm zusammen sein.
Ist es aber wirklich so einfach? Sind unsere Jugendlichen wirklich so naiv, wie es in dem Buch dargestellt wird? Manja läßt sich von Moritz nahezu alles gefallen, nimmt hin, dass er sie zum Beispiel beim Klettern in der Kletterhalle nicht vernünftig sichert. Sie macht ihm keine Vorwürfe, deckt ihn sogar, als er seinen Kumpel bestiehlt. Nimmt es fraglos hin, dass er sich immer Geld von ihr "leiht" und es nie zurückzahlt. Akzeptiert, dass er nur in Situationen, in denen er etwas von ihr will, sie überhaupt wahrnimmt. Dabei wird Manja eigentlich sehr vernünftig und reflektiert dargestellt. Das passt alles meiner Meinung nach nicht gut zusammen. Auch das Ende finde ich zu flach, es wird nicht mehr weiter auf Moritz eingangen, nur noch auf die verletzte Sophie.
Insgesamt vermisse ich bei dem Buch eine gewisse Tiefe, ein Problembewusstsein. Alles wird als viel zu normal dargestellt. Die auftretenden Probleme werden nicht thematisiert, problematisiert oder aufgelöst.
Die Sprache und das Satzgefüge ist für Jugendliche gut zu verstehen und nachzuvollziehen, dennoch würde ich keinem Jugendlichen dieses Buch in die Hand geben und ihn damit alleine lassen wollen. Fazit: Ganz nett, aber sicher kein Buch, dass Jugendliche vor dem Konsum von Drogen warnt oder abhält. Bzw. ihnen in irgendeiner Form Hilfe anbietet. Denn erst, als es schon zum äußersten gekommen ist, findet Moritz Hilfe und dass die drei (Manja, Moritz und Sophie) so gimpflich aus der Sache rauskommen grenzt an ein Wundern - kann ja doch alles gut gehen, alles halb so schlimm - oder?