High Love

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lunamonique Avatar

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Ist Kiffen wirklich harmlos? Was macht es mit einem Menschen? Autorin Madlen Ottenschläger nähert sich dem Thema mit einer Liebesgeschichte an. Am ersten Schultag nach den Sommerferien wird die 16jährige Manja bei der Abkürzung über dem Friedhof von Kati angesprochen. Die Mauer im Park des alten Friedhofs ist der Treffpunkt der Mauer-Clique zu der auch Kati gehört. Bisher undenkbar, dass Manja bei der Clique Aufmerksamkeit erregt. Umso überraschter ist Manja, dass sie von Kati angesprochen wird und beim Grillen an der Isar mitmachen soll. Bei dem Treffen lernt Manja Moritz kennen und ist sofort fasziniert von dem gut aussehenden Jungen mit dem niedlichen Grübchen. Tatsächlich scheint auch Moritz Gefallen an ihr zu finden. Bei Katis Party treffen die beiden sich wieder. Manja hat sich mit ihrer besten Freundin Sophie gestritten. Die hat ihr Gras zugesteckt, das sie gerne mit Manja ausprobiert hätte. Als Moritz durch Zufall das Gras bei Manja entdeckt, steht diese wegen ihres coolen Mitbringsel plötzlich im Mittelpunkt.

Kiffen ist in, Kiffen ist cool, das ist die weitläufige Meinung. Auch Manja merkt, dass sie mit Gras dazu gehört und Moritz’ Herz erobern kann. Aus Liebe macht sie die verrücktesten Dinge mit, bis sie merkt, dass Moritz längst abhängig ist und nicht mehr mit dem Kiffen aufhören kann. Alles dreht sich bei ihm nur ums Gras. Die Liebe ist zweitrangig. Will Manja sich weiter verbiegen, um Moritz zu halten? Dann ist da noch Samuel, den Manja ebenfalls durch Kati kennen gelernt hat. Fliegen die Glücksdrachen nur bei Moritz? Aber warum hat sie dann auch bei Samuel Bauchflattern? Die Geschichte fesselt von Anfang an. Das liegt an den interessanten Charakteren. Reptilienmädchen Kati mit ihrem coolen Auftreten, der hilfsbereite und charmante Samuel, Manja, die endlich auch cool sein und dazugehören will, der unwiderstehliche Moritz und Manjas Bruder Alex, der ihr immer mal wieder aus der Patsche hilft. Läuft die Geschichte auf einen Showdown zu? Wird die Situation mit Moritz eskalieren? Was vorhersehbar scheint, geht dann doch etwas anders weiter. Eine echte Überraschung gibt es am Ende doch nicht. Der Schluss hätte noch spannender und temporeicher gestaltet werden können. Trotzdem ist die Geschichte sehr gelungen. Sie macht Teenagern deutlich, was passieren kann, wenn man Kiffen verharmlost. Wer weiß schon, was Marihuana und Haschisch für Auswirkungen haben. Gerade weil die Autorin auf Details eingeht, Fragen beantwortet, ist „High Love“ nicht nur sehr unterhaltsam sondern auch lehrreich. Die Informationen werden unauffällig und ohne erhobenen Zeigefinger in die Geschichte integriert. Manja muss lernen, dass es auch für den Wunsch dazuzugehören, der großen Liebe zu gefallen, Grenzen gibt. Sie erkennt erst langsam, was Moritz’ Problem ist. Sophies Geheimnis sorgt für zusätzliche Unterhaltung und zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. „High Love“ ist ein Pageturner. Eine Lesepause kommt gar nicht in Frage, so aufregend ist das Buch.

Das Cover lässt das Thema Drogen und die große Liebe auf originelle Weise miteinander verschmelzen. Ein inniger Kuss. Das Blatt einer Marihuana-Pflanze nimmt zwei Drittel des Covers ein, ist aber so durchsichtig, dass das Liebespaar deutlich zu erkennen ist. Auch die Farbgestaltung in Schwarz-Weiß und Grün und der Titel in großen, prägnanten Buchstaben sind sehr gelungen. „High Love“ ist für Teenager ab 13 Jahren gedacht und auch für Erwachsene ein interessantes Liebesabenteuer. Am Ende des Buches gibt es eine Anmerkung der Autorin mit Informationen über Beratungsstellen, Therapien, Kiffer-Test, wichtigen Rufnummern, Links und Adressen. „High Love“ ist ein Buch, das man nicht so schnell vergisst. Viele Szenen bleiben im Gedächtnis. Das liegt an der Realitätsnähe. So wie Manja kann es auch jedem anderen Mädchen ergehen. Auch alle anderen Figuren sind wie aus dem Leben gegriffen. Aus Schmetterlingen werden Glücksdrachen und Feuerdrachen. Madlen Ottenschläger beweist mit „High Love“ ihr Talent, sich in Jugendliche hineinzufühlen und die Faszination der ersten großen Liebe mitreißend zu beschreiben. Gerne mehr davon.