Neue Träume braucht die Frau

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
emmmbeee Avatar

Von

Jung, vielleicht zu jung Mutter geworden, ist der einzige Lebensinhalt der 38-jährigen Annette ihre erwachsene Tochter, zumal sie alleinerziehend ist. Deshalb kommt es für sie einem Schock gleich, als Emma ihre eigenen Wege gehen will und für’s Studium nach Karlskrona zieht. Vergeudete Frauenkraft, so empfindet sie ihr Dasein jetzt. Ein bisschen hat sie mich mit ihrem Nicht-loslassen-können auch an die Helikoptermütter erinnert, denn mit ständigen Telefonanrufen möchte sie weiterhin das Leben ihrer Tochter beeinflussen und kontrollieren.
Um sich vor dem totalen Absturz zu retten und aufs Neue zu berappeln, besinnt sie sich auf all das, was sie sich als junge Frau vorgenommen hat und stürzt sich in ein aussergewöhnliches, um nicht zu sagen wahnwitziges Projekt. Und nein, es wird ganz und gar nicht so, wie sie es sich vorgestellt hat, dann wäre das Buch ja langweilig.
Zum Glück stehen ihr die beiden Freundinnen Nesrin und Pia mit Rat und Tat zur Seite. Bisher war Annette alleinstehend und durchaus souverän, aber jetzt gibt es zu allem anderen hin auch noch einen Mann, der ihre Gedanken besetzt hält.
Besonders die Figur der Annette ist sehr sympathisch gezeichnet, zumal sie über Humor verfügt und sich auch mal über sich selbst lustig machen kann. Auch die Tochter agiert verständlich und altersgemäss, hat dabei aber zu ihrer Mutter ein gutes Verhältnis. Den Schritt aus dem behütenden Nest muss jeder junge Mensch einmal machen, das ist normal.
Die Personen, welche im Buch weiters eine grosse Rolle spielen, sind manchmal skurril, immer aber interessant und ansprechend dargestellt. Viele Stellen sind tröstend, wenn man sich selbst in der Handlung erkennt und bestätigend nicken kann.
So verfolgt der Leser gespannt den etwas zähen Start und die kleinen Siege von Annette und ihrem Projekt. Manchmal hätte ich sie am liebsten selbst angespornt, sie angetrieben, doch immer wieder tut sie dann doch noch den entscheidenden Schritt nach vorn.
Der eher anspruchslose Schreibstil begünstigt ein rasches Lesen zum Zeitvertreib, das Buch ist trotz seines beachtlichen Umfangs bald durchgelesen. Die Sprache ist teils salopp, aber passend zum Inhalt und zu den handelnden Personen.
Ein Buch über Loslassen, Neufinden, ein Lob der Freundschaft, des gegenseitigen Verstehens und der Empathie. Schon einmal hat Katarina Bivald mit «Ein Buchladen zum Verlieben» einen grossen Coup gelandet. Mal sehen, ob der neue Band auch so einen Erfolg zeitigen wird.