Mit dem Smartphone gegen die Superschurkin

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Mein 8,5jähriger Sohn und ich haben mittlerweile schon einige Bücher von Rüdiger Bertram gelesen – und wir mögen seinen Witz sehr. Die Bücher lesen sich leicht, transportieren dabei viel Ironie und manchmal auch etwas schwarzen Humor. Beides lieben wir.

Besonders gefällt mir, dass sich Bertram Themen der Popkultur bedient, Superheld:innen, Parallelwelten, hier nun Smartphones. Smartphones sind hier nicht der Untergang des literarischen Abendlandes (nimm das, Manfred Spitzer), nein, sie ein Bestandteil des kindlichen Alltags und eine eigene Kulturtechnik. Damit sind sie einfach das, was wir alle daraus machen. In Bertrams Fall macht er daraus ein tolles Thema für ein witziges Kinderbuch.

So scheinen bei Bertram bei aller Flapsigkeit immer auch ernste Themen durch.

Franzi wünscht sich ein Smartphone, u.a. weil sie ohne von ihren Mitschüler:innen gemobbt wird und zudem nicht im Klassenchat mitlesen kann. Nun bekommt sie doch eines und dieser „Dan“ hat es in sich, denn er hat sich selbst aus Langeweile zur Künstlichen Intelligenz hochgerechnet. Am Ende geht es dann Supersmartphone und Franzi gegen die Superschurkin, und dazu eine ganz wundervolle, absurde mit dem sprechenden Namen Lady Ballerina.

Einen Extra-Diversity-Punkt gibt es für Franzi als Schwarze Protagonistin in den Illustrationen. Ich finde, es sollte noch viel mehr Schwarze und PoC-Hauptprotagonistinnen in Kinderbüchern geben.

Franzi ist selbst sehr smart, manchmal smarter als Dan.

„‚Aber ich kann doch nicht einfach so bei ihr klingeln.‘ ‚Du erzählst ihr einfach, dass du von der Schülerzeitung kommst und einen Artikel über sie schreiben willst. Superschurken sind super eitel, da sind sie genau wie Superhelden.‘ ‚Und super-Smartphones‘, flüstere ich.“

Franz erlebt dann mit Dan ein recht aberwitziges Abenteuer, bei dem wir viel kichern und lachen mussten. Was Bertram hier aber in diesem Buch besonders gut gelingt, ist die Verknüpfung mit ernsten Themen.

CN / Content Note: Mobbing, Armut, Klassismus

Dies alles wird thematisiert und Franzi wird als souveräne Heldin geschildert, die sich durch diese schwierige Situationen durchmanövriert.

Besonders gelungen finde ich, wie liebevoll Betram die Eltern schildert. Ehrlich arbeitende Menschen, die allerdings so viel arbeiten müssen, dass sie ihre Arbeit – das Bügeln und das Paketaustragen sogar mit nach Hause nehmen. Also bügelt die Mutter die Papiertaschentücher und der Vater trägt ständig alles in der Wohnung durch die Gegend.

Obwohl Franz selbstverständlich obergenervt ist, als sie am Anfang kein Hand bekommt, hat sie immer Verständnis für die finanzielle Situation ihrer Familie. Ich denke, dass Kinder, die besser dran sind, sich da einiges abgucken können. Und das ganze Konstrukt des Buchs zeigt eben auch, dass Armut ausgrenzt – und einiges an Klassismus und Mobbing verursacht.

Mein Sohn hat gleich gesagt: Das macht man nicht!, als Franzi mit den geheimen Infos von Dan den Mobbing-Spieß einmal umdreht. Zugegeben, in die Tiefe geht das nicht immer und so wird recht schnell verziehen. Das kann aber auch mal schön sein.

Das Buch lässt sich für geübtere Lesende ab circa Ende 2. Klasse lesen. Mein Sohn kam ganz flüssig durch den Text.

Die Illustrationen von Ka Schmitz runden das Lesevergnügen ab.

Fazit:
Wir hatten sehr viel Spaß. Und dass bei einem vermeintlich leichtem Stoff die ernsten Themen so toll eingeflochten werden, gefiel uns besonders gut. Wir empfehlen das Buch sehr gerne und vergeben 5 von 5 Sternen.