Super lustig und herrlich schräg! Ein tolles Kinderbuch!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
corniholmes Avatar

Von

Da ich die Bücher von Rüdiger Bertram immer total gerne lese, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich das erste Mal von seinem neuen Kinderbuch aus dem Rowohlt Verlag hörte. Cover, Titel und Klappentext überzeugten mich auf Anhieb, sodass ich für mich sehr schnell feststand: Franzi und ihr Smartphone Dan möchte ich unbedingt kennenlernen! Ich ließ „Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!“ daher sehr gerne bei mir einziehen.

In Franzis Klasse haben alle ein Smartphone. Nur sie, sie besitzt keines. Schon weit über 3000 Mal hat sie ihre Eltern gefragt, ob sie nicht bitte endlich ein Handy bekommen könnte. Aber die Antwort lautet jedes Mal Nein. Das ist total ungerecht! Erst als Franzi die Schule wechselt, schenken die Eltern ihrer Tochter endlich ihr langersehntes Smartphone. Es ist zwar nicht mehr das neueste Modell und zudem auch noch gebraucht, aber egal, Hauptsache, Franzi hat endlich ein eigenes Handy. Nun kann sie endlich den Gruppenchats ihrer Klassenkameraden beitreten und wird nicht länger ausgeschlossen. Aber was ist das? Ihr Smartphone kann sprechen! Ja, echt wahr! Dandy Smart, wie es sich Franzi vorstellt, hat eine eigene Persönlichkeit. Er kann sich in andere Handys hacken und deren Nachrichten lesen oder über fremde Kreditkarten jede Menge Pizza bestellen. Natürlich findet Franzi es nicht gut, dass ihr Smartphone so eigenmächtig handelt und dazu auch noch ziemlich kriminell ist. Sie behält Dandy Smart aber dennoch. Lieber ihn als gar kein Handy. Sie muss sich also mit Dan arrangieren. Und mit seinen Plänen. Dan möchte unbedingt mehr Speicherkapazität haben und versucht Franzi daher davon zu überzeugen, gemeinsam mit ihm einen Superchip zu stehlen. Er ist nur nicht der Einzige, der ein Auge auf diesen Chip geworfen hat. Auch die Superschurkin Lady Ballerina möchte ihn unbedingt in ihre Finger bekommen…

„Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!“ - ist das nicht mal ein origineller Titel? Dazu noch dieses ulkige Cover und der äußerst unterhaltsam klingende Klappentext – dieses Buch muss einfach witzig und skurril sein.
Nun, ihr könnt mir glauben: Das Äußere verspricht wahrlich nicht zu viel. Das, was zwischen diesen orangeroten Buchdeckeln schlummert, sprüht nur so vor urkomischen Ideen. Ich glaube, so ein amüsantes und liebenswert-verrücktes Kinderbuch habe ich schon seit längerem nicht mehr gelesen. Ich bin beim Lesen stellenweise aus dem Schmunzeln und Kichern gar nicht mehr herausgekommen und da die Story nicht nur ein erstklassiges Training für die Lachmuskeln ist, sondern auch unglaublich packend erzählt wird, verwandelt man sich von Beginn an in einen absoluten Buchverschlinger und suchtet die Seiten so richtig weg. Bei mir zumindest war es so. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgeschmökert und mich dabei köstlich amüsiert. Zugleich hat mich die Geschichte aber auch mitfühlen lassen und nachdenklich gestimmt.
Rüdiger Bertram behandelt in seinem neuen Kinderroman höchst aktuelle und auch ernsthafte Themen wie Ausgrenzung, Mobbing, Geldsorgen und die wichtige Rolle, die Smartphones und das Internet für viele von uns mittlerweile einnehmen. Ohne mahnend den Zeigefinger zu erheben, sondern vollkommen kindgerecht, locker und hinreißend überspitzt wurden diese Dinge in einer turbulenten Abenteuergeschichte verpackt. Ich muss nur gestehen, dass mir der Handlungsstrang mit der durchgeknallten Lady Ballerina fast schon etwas zu abgedreht war. Groß gestört hat es mich beim Lesen aber nicht und ich werde deswegen auch keinen Stern abziehen, da ich mir sehr sicher bin, dass diese wahnsinnige Superschurkin bei der Zielgruppe ziemlich gut ankommen wird.

Die anderen Figuren mit ihren absonderlichen Eigenarten fand ich einfach nur genial. Ein paar Beispiele gefällig? Aber gerne doch. Da wäre beispielsweise Franzis Papa, der aufgrund seiner Jobs so daran gewöhnt ist, ständig etwas mit sich herumzutragen, dass er das auch nach der Arbeit immerzu tun muss. Und die Mutter ist genauso schrullig drauf: Sie muss die ganze Zeit bügeln. Papiertaschentücher, Toastscheiben, Franzis Hausaufgaben… - Franzis Mama bügelt einfach alles. Dann hätten wir da noch zwei Polizisten, die wahrlich nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind, hihi. Und nicht zu vergessen Dandy Smart, Franzis erstes Handy, das ein Eigenleben hat. Dandy, von seinen Freunden Dan genannt, ist der Knaller, sag ich euch. Mich haben seine frechen und vorlauten Sprüche bestens unterhalten und auch wenn ich mich stellenweise etwas über sein Verhalten aufgeregt habe, fand ich Dan echt spitze. Ich bin nur ganz ehrlich: Ich würde niemals so ein eigenwilliges Handy wie Dandy Smart besitzen wollen. Puh, nee, da ist mir ein ganz normales Smartphone irgendwie doch um einiges lieber. :D

Auch unsere Ich-Erzählerin Franzi fand ich großartig. Sie ist ein super liebes und sympathisches Mädchen und eine wundervolle Identifikationsperson für die Zielgruppe. Franzis Wunsch nach einem Smartphone, weil sie dazugehören möchte, wird ganz bestimmt jeder nachvollziehen können. Wer kennt das nicht? Diese große Ungerechtigkeit, weil gefühlt alle etwas haben, nur man selber nicht. Also ich konnte Franzi nur zu gut verstehen und habe ziemlich mit ihr mitgelitten, da sie sich so ausgeschlossen und einsam fühlt.

Empfohlen wird „Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!“ für Kinder ab 8 Jahren und dieser Empfehlung schließe ich mich an. Der Schreibstil ist lebendig und leicht, die Schrift ist angenehm groß und die Kapitel sind schön kurz – Mädchen und Jungen ab 8 Jahren sollten hier in meinen Augen keine Probleme mit dem Selberlesen haben. Deutlich älteren Lese*innen kann ich das Buch allerdings ebenfalls nur ans Herz legen und auch zum Vorlesen kann ich es sehr empfehlen. Ich bin mir völlig sicher, dass „Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!“ für fabelhafte Vorlesestunden sorgen wird.

Was dann natürlich auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben darf, sind die tollen comicartigen Illustrationen von Ka Schmitz. Die Geschichte wird von zahlreichen humorvollen schwarz-weiß Zeichnungen begleitet und nicht nur das: Sie erzählen die Handlung sogar mit. Manche Dialoge werden wie in einem Comic mit Bild und Sprechblasen wiedergegeben, was mir mega gut gefallen hat. Das Leseerlebnis wird dadurch nur noch aufregender und unterhaltsamer.

Enden tut das Abenteuer recht abgeschlossen, aber Potenzial für eine Fortsetzung ist durchaus vorhanden. Also ich würde mich sehr über weitere Bände freuen!

Fazit: Mitreißend, lustig, umwerfend schräg – ein herrlicher Lesespaß für Jung und Alt! Rüdiger Bertram hat mit „Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!“ ein wunderbares Kinderbuch aufs Papier gebracht, welches für jede Menge lauter Lacher sorgt und durchweg zum mitfiebern einlädt, welches zugleich aber auch wichtige Botschaften vermittelt und zum Nachdenken anregt. Mich hat die Geschichte bestens unterhalten und auch die coolen schwarz-weiß Illustrationen von Ka Schmitz haben mir immerzu ein breites Schmunzeln auf die Lippen gezaubert. Egal ob Groß oder Klein, ob zum Vor- oder zum Selberlesen - ich kann „Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!“ wärmstens empfehlen und 5 von 5 Sternen!