Zwischen Licht und Dunkel – ein fesselnder Abgrund

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timothy Avatar

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Mit ihrer unverwechselbaren Stimme taucht Romy Hausmann erneut tief in die Abgründe der menschlichen Psyche ein. Die Leseprobe zu „Himmel, erdenblau“ überzeugt auf Anhieb durch sprachliche Präzision, atmosphärische Dichte und psychologische Raffinesse.

Der Einstieg ist zugleich poetisch wie verstörend – eine Metapher über Höhlentiere, Blindheit und Licht, die den Ton für eine Geschichte setzt, in der Erinnerung, Schuld und Identitätsverlust zentrale Rollen spielen. Im Wechsel zwischen verschiedenen Erzählinstanzen entsteht ein vielschichtiges Bild eines Familiendramas, das sich langsam zu einem True-Crime-artigen Thriller aufspannt. Besonders gelungen ist die Figurenzeichnung: Der alternde Vater Theo, gefangen in Verwirrung und Verlust, begegnet einer Welt, in der seine Wahrnehmung zunehmend bröckelt – erschreckend realistisch und berührend erzählt.

Auch der Einschub eines Podcasts als narratives Mittel bringt Spannung und Authentizität – ein geschickter Schachzug, um Realität und Fiktion verschwimmen zu lassen. Die Sprache ist stark, dicht, teilweise schmerzhaft nah. Jeder Satz sitzt.

Diese Leseprobe macht unmissverständlich klar: Hier wartet ein psychologisch tiefgründiger und zugleich spannend erzählter Thriller, der nicht einfach nur konsumiert, sondern verarbeitet werden will. Romy Hausmann bleibt eine Meisterin ihres Fachs.