Achtung! Schleudergefahr!

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liesmal Avatar

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Viele unbeantwortete Fragen, dazu mehrere Protagonisten, die in Sachen seelischer Belastungen ihre eigenen Baustellen haben: Nicht nur einmal glaube ich in einigen der Beteiligten einen potenziellen Mörder erkannt zu haben. Aber nicht mit Romy Hausmann – so einfach macht es die Autorin den Lesenden nicht!
Nur sehr undeutlich ist die Familie auf dem Cover zu erkennen – eine Familie, in der einmal alles heil war, jetzt aber – zwanzig Jahre nachdem die Tochter Julie plötzlich verschwunden war – nur noch als verschwommenes, verwaschenes Bild wahrnehmbar. Nie hat der Vater Theo aufgehört, nach Julie zu suchen. Ist sie wirklich entführt worden?
Als jetzt die True Crime-Podcasterin Liv bei ihm auftaucht und Theo anbietet, mit ihm gemeinsam endlich die Wahrheit über das Verschwinden seiner Tochter zu ergründen, ist er sofort dabei.
Romy Hausmann ist Meisterin darin, Einblicke in die tiefsten Tiefen der menschlichen Seele zu geben und bei mir damit immer wieder große Verwirrung zu stiften. Was allerdings für mich dieses Buch zu einer ganz besonderen Geschichte macht, ist die Art, wie Hausmann den Charakter des an Demenz erkrankten Theo zeichnet.
„Liv sieht zu ihm hinüber und lächelt milde. Er ist wieder ein Stück weit von ihr abgerückt. In eine Welt, die nur er versteht.“
Es erscheint mir total realistisch, wie Theo lebt, was er denkt und tut, sich erinnert, aber auch immer wieder an seine Grenzen stößt. Großartig, wie es Liv gelingt, mit Theo und der Krankheit Demenz umzugehen.
Das ist wieder mal ein Thriller, wie ich ihn mag: Erscheint in einem Moment etwas ganz klar und deutlich, so werde ich im nächsten Moment von einer Fliehkraft gepackt und weggeschleudert – und bin danach so klug wie zuvor und vor Überraschungen niemals sicher.
Eines aber ist sicher: meine unbedingte Leseempfehlung für „Himmelerdenblau“.