Himmelerdendings
Zwanzig Jahre ist es her, dass die damals sechzehnjährige Julie Novak mitten in der Nacht aus ihrem Elternhaus verschwand. Seitdem fehlt von ihr jede Spur. Mittlerweile ist die Mutter verstorben und ihr Vater, Theo Novak, einst der Chefarzt der Herz Abteilung an der Berliner Charité, leidet an immer stärker ausgeprägter Demenz. Doch als ein Podcast die Geschichte noch einmal wieder aufrollt, wird der Fall wieder aufgerollt. Gemeinsam mit Podcasterin Liv beginnt Theo den Fall seiner Tochter erneut zu verfolgen, aber was sind wirkliche Erinnerungen und was existiert nur in seinem Kopf?
Im Vorfeld habe ich unheimlich viel über Himmelerdenblau von Autorin Romy Hausmann, deren Debüt Liebes Kind mir damals auch sehr gut gefallen.
Ich bin relativ gut in die Geschichte gekommen, die der Leser aus drei Perspektiven miterlebt. Hausmann erzählt recht eindringlich und packt den Leser mit der traurigen Geschichte der entführten Julie. Hausmanns Schreibstil ist etwas Besonderes, man hat den Eindruck, dass sie sich regelrecht in ihre Charaktere versetzt und beim Erzählen werden sie dadurch lebendig.
Der Fall macht betroffen, gerade als Mutter einer Tochter im ähnlichen Alter nehmen mich solche Geschichten mit. Man erlebt Julie durch Erinnerungen, sowohl von ihrem damaligen Freund Daniel, der damals in den Fokus geriet, als auch durch Livs Interviews und Theos Erinnerungen.
Allerdings sind es vor allem die wechselnden Perspektiven, die Dynamik in den alten Fall bringen. Während wir Daniel und Liv durch einen personellen Erzähler beobachten, erleben wir Theo in der Ich-Perspektive. Daniel sorgt hier für Verwirrung, der viel ältere Freund, der schon erwachsen war und sich mit einer sechzehnjährigen eingelassen hat und somit Hauptverdächtiger wurde, Liv, die immer neue Entdeckungen macht und somit für neue Hinweise sorgt und Theo.
Allein die Zeichnung dieses Charakters ist unglaublich gut gelungen. Allein der Gegensatz in Theo, einst Chefarzt in der Berliner Charité und steinreich, heute verarmt in einer zwei Zimmer Wohnung lebend. So wie sein Leben zerfiel, so zerfiel auch seine Erinnerung. Durch die Ich-Perspektive, die vielleicht nicht ganz leicht zu lesen ist, wird es umso deutlicher, was diese Krankheit mit dem Kopf macht. Wörter werden beim Erzählen ausgetauscht, die ähnlich klingen, aber keinen Sinn machen. Ich habe mich hier ertappt, dass ich zuerst schmunzeln musste und mir dann klar wurde, dass diesem einst so klugen Mann das richtige Wort nicht einfällt, der Text in seinem Kopf aber Sinn ergibt. Das macht diese Perspektive traurig, dramatisch und doch auch einfühlsam. Definitiv ganz großes Kino, wie die Autorin das hier umgesetzt hat. Seine Wut aufgrund seiner eigenen Hilflosigkeit, die Angst davor, dass er alles einfach nur noch vergessen wird, kleine Zettel, die ihn erinnern sollen und aus Angst diesen kleinen Zettel zu verlieren, gleich mehrere dabei zu haben. Ich könnte hier noch unheimlich viel erzählen, aber lest es unbedingt selber.
Dann wäre da Daniel, der mich immer wieder verwirrte. Ist unschuldig? Oder doch nicht? Oder ist sein Verhalten nur das Resultat daraus, was er alles erlebt hat? Ebenfalls gelungen gezeichneter Charakter, den ich nicht durchschauen konnte.
Zu guter Letzt ist da noch Podcasterin Liv, die gemeinsam mit ihrem Partner Phil den Podcast TwoCrime führt. Zunächst ist sie noch recht desinteressiert, doch je mehr sie erfährt über Julies Fall, desto mehr ist sie neugierig und umso mehr frischen Wind bringt sie hinein. Allerdings ist mir das Podcast Duo und die viel zu langen Sequenzen, die Einblick in den Podcast geben, hier leider das, was mir nicht so gut gefallen hat, aus dem einfachen Grund, dass es die Handlung in die Länge zog.
Mein Fazit: Großartig geschriebener Thriller mit unglaublich intensiv erzählten Charakteren, bei denen vor allen die Figur des Theo mich unglaublich berührt hat. Dieses Buch entwickelt einen gewaltigen Sog und das, ohne blutig und brutal daher zu kommen. Ganz klare Leseempfehlung!
Im Vorfeld habe ich unheimlich viel über Himmelerdenblau von Autorin Romy Hausmann, deren Debüt Liebes Kind mir damals auch sehr gut gefallen.
Ich bin relativ gut in die Geschichte gekommen, die der Leser aus drei Perspektiven miterlebt. Hausmann erzählt recht eindringlich und packt den Leser mit der traurigen Geschichte der entführten Julie. Hausmanns Schreibstil ist etwas Besonderes, man hat den Eindruck, dass sie sich regelrecht in ihre Charaktere versetzt und beim Erzählen werden sie dadurch lebendig.
Der Fall macht betroffen, gerade als Mutter einer Tochter im ähnlichen Alter nehmen mich solche Geschichten mit. Man erlebt Julie durch Erinnerungen, sowohl von ihrem damaligen Freund Daniel, der damals in den Fokus geriet, als auch durch Livs Interviews und Theos Erinnerungen.
Allerdings sind es vor allem die wechselnden Perspektiven, die Dynamik in den alten Fall bringen. Während wir Daniel und Liv durch einen personellen Erzähler beobachten, erleben wir Theo in der Ich-Perspektive. Daniel sorgt hier für Verwirrung, der viel ältere Freund, der schon erwachsen war und sich mit einer sechzehnjährigen eingelassen hat und somit Hauptverdächtiger wurde, Liv, die immer neue Entdeckungen macht und somit für neue Hinweise sorgt und Theo.
Allein die Zeichnung dieses Charakters ist unglaublich gut gelungen. Allein der Gegensatz in Theo, einst Chefarzt in der Berliner Charité und steinreich, heute verarmt in einer zwei Zimmer Wohnung lebend. So wie sein Leben zerfiel, so zerfiel auch seine Erinnerung. Durch die Ich-Perspektive, die vielleicht nicht ganz leicht zu lesen ist, wird es umso deutlicher, was diese Krankheit mit dem Kopf macht. Wörter werden beim Erzählen ausgetauscht, die ähnlich klingen, aber keinen Sinn machen. Ich habe mich hier ertappt, dass ich zuerst schmunzeln musste und mir dann klar wurde, dass diesem einst so klugen Mann das richtige Wort nicht einfällt, der Text in seinem Kopf aber Sinn ergibt. Das macht diese Perspektive traurig, dramatisch und doch auch einfühlsam. Definitiv ganz großes Kino, wie die Autorin das hier umgesetzt hat. Seine Wut aufgrund seiner eigenen Hilflosigkeit, die Angst davor, dass er alles einfach nur noch vergessen wird, kleine Zettel, die ihn erinnern sollen und aus Angst diesen kleinen Zettel zu verlieren, gleich mehrere dabei zu haben. Ich könnte hier noch unheimlich viel erzählen, aber lest es unbedingt selber.
Dann wäre da Daniel, der mich immer wieder verwirrte. Ist unschuldig? Oder doch nicht? Oder ist sein Verhalten nur das Resultat daraus, was er alles erlebt hat? Ebenfalls gelungen gezeichneter Charakter, den ich nicht durchschauen konnte.
Zu guter Letzt ist da noch Podcasterin Liv, die gemeinsam mit ihrem Partner Phil den Podcast TwoCrime führt. Zunächst ist sie noch recht desinteressiert, doch je mehr sie erfährt über Julies Fall, desto mehr ist sie neugierig und umso mehr frischen Wind bringt sie hinein. Allerdings ist mir das Podcast Duo und die viel zu langen Sequenzen, die Einblick in den Podcast geben, hier leider das, was mir nicht so gut gefallen hat, aus dem einfachen Grund, dass es die Handlung in die Länge zog.
Mein Fazit: Großartig geschriebener Thriller mit unglaublich intensiv erzählten Charakteren, bei denen vor allen die Figur des Theo mich unglaublich berührt hat. Dieses Buch entwickelt einen gewaltigen Sog und das, ohne blutig und brutal daher zu kommen. Ganz klare Leseempfehlung!