Keine leichte Kost

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Von

Himmelerdenblau von Romy Hausmann
erschienen bei Penguin

Zum Buch

Auf der Suche nach der Wahrheit …

Schon auf den ersten Seiten bekam ich eine Gänsehaut. Es wird schon gleich ganz klar, dass sich unser Protagonist Theo mitten in einem Schub seiner Demenz befindet. Diese Hilflosigkeit, das Unverständnis, was gerade mit ihm passiert und wo er sich befindet, fand ich erschreckend. Und deprimierend. Dies hält sich übrigens über die restlichen Seiten des Buches und hat das Lesen für mich nicht immer ganz einfach gemacht. So kann ein Leben zu Ende gehen? Das war alles? Da kann man nur hoffen, dass einem selbst und seinen Liebsten so ein Schicksal nicht bevorsteht …

Wie gesagt ist Theo unser Protagonist. Er ist mittlerweile 74 Jahre alt und verliert sich immer wieder in der Vergangenheit. Für die Aufklärung des Verschwindens seiner ältesten Tochter Julie vor gut 20 Jahren versucht Theo sich an den Tag und wichtige Einzelheiten zu erinnern. Bei einem an Demenz leidenden Menschen war dies ein wahrer Kraftakt. Nicht nur für ihn selbst, seine restliche Familie und die Podcasterin Liv, sondern auch für mich als Leser. Theo hat oft eine verschobene Wahrnehmung und daher war es schwer zu unterscheiden, wann und wo er sich stellenweise befindet. Früher war er der Leiter der Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie – heute kann er sich nicht einmal erinnern, dass seine Frau seit Jahren tot ist …
Sophia ist Theos jüngere Tochter. Sie lebt nicht bei ihm, versucht sich aber so gut es geht um ihn zu kümmern. Gerade zu diesem Zeitpunkt, als der Podcast ansteht, hält Sophia eine Hand über Theo – wahrscheinlich noch stärker als an normalen Tagen. Dadurch entsteht zwischen Vater und Tochter immer wieder ein Konflikt, denn Theo möchte Julies Verschwinden aufklären, Sophia möchte die Sache endlich ruhen lassen.
Daniel ist Julies Ex-Freund damals gewesen. Er arbeitet heute als Pflegekraft und ist mittlerweile 42 Jahre alt. Er lebt mit seiner Hündin allein und ein Makel haftet auch noch nach 20 Jahren an ihm. Natürlich war er als Ex der Hauptverdächtige für die Polizei, Beweise konnten aber nie gefunden werden. Auch seine Beziehung zu Theo war damals nicht die beste. War Daniel doch ein ganzes Stück älter als Julie, was zwischen ihrem Vater und Daniel zu Auseinandersetzungen führte.
Liv macht zusammen mit ihrem Freund einen True Crime-Podcast und ist sehr an Julies Verschwinden interessiert. Sie leidet unter großen Komplexen, die schon seit Kindheit an bestehen. Mit jedem Fehler, jeder Unachtsamkeit verfällt Liv wieder in dasselbe Muster und macht sich runter.

Die Atmosphäre in dieser Geschichte fand ich durchgängig deprimierend, was nicht nur an Theos Demenz, sondern natürlich auch an dem Verschwinden von Julie liegt. Wie gehen Eltern damit um, dass ihr Kind nicht mehr da ist? Dass sie nicht wissen, was mit ihr passiert ist? Wie lebt man weiter? Ganz schreckliche Fragen, über deren Antwort ich gar nicht nachdenken möchte … Dafür hat die Autorin wirklich ein Händchen. Sie erzeugt Spannung und kreiert durch ihre Recherche zu True Crime-Fällen eine ganz besondere Stimmung. Ebenso was die Demenz angeht. Hier hat sie die Übergänge fließend dargestellt, was ich wirklich bewundere. Sie hat sich in die Thematik anscheinend sehr gut eingearbeitet und dies an die Leser weitergegeben. Trotzdem war es manchmal schwer ihr bzw. der Geschichte zu folgen. Es verwirrte mich ein wenig.

„Falsche Entscheidungen treffen wir im Leben nicht mit Absicht, sondern weil wir es in diesem Moment einfach nicht besser wissen. (…)“
Seite 177

Zu meinem Fazit

Romy Hausmann konnte mich mit ihrem neuesten Thriller wieder einmal gut unterhalten. Sie hat neben dem Verschwinden eines Kindes ein weiteres schwieriges Thema eingebracht, das mich des Öfteren schwer schlucken ließ. Ich fand bald die Situation von Theo noch wesentlich bewegender als den Fall an sich. Den Verfall eines Menschen anzusehen und nicht helfen zu können, ist eine grausame Laune des Schicksals. Das Buch war spannend und ich konnte die Auflösung auch kaum erwarten, aber trotzdem wurde ich durch die sehr authentisch dargestellten Phasen der Demenz immer wieder ein klein wenig beim Lesen ausgebremst. Stellenweise konnte ich nicht mehr ganz folgen, was wirklich schade war. Abschließend aber kann ich das Buch empfehlen für Leser, die keinen blutigen und nervenzerfetzenden Thriller haben möchten, sondern eher eine spannende Geschichte mit Tiefgang.

Zum Inhalt

Seit dem 7. September 2003 ist Julie Novak verschwunden. Die Familie ist daran zerbrochen. Nur ihr Vater Theo hört nicht auf, nach ihr zu suchen. Als sich Julies Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt, nimmt die Podcasterin Liv Kontakt zu Theo auf. Sie sei auf eine neue Spur gestoßen. Doch wenn er die Wahrheit erfahren will, muss er sich beeilen, bevor seine fortschreitende Demenz alles mit Dunkelheit überzieht. Wer zum Teufel hat ihm seine Tochter genommen? Warum hat Julies Ex-Freund Daniel das Schlafzimmer seiner verstorbenen Mutter so sorgfältig verschlossen? Und gibt es etwas Grausameres als die Ungewissheit über das Schicksal des eigenen Kindes?
(Quelle: Verlag)


Zum Autor

Romy Hausmann wurde 1981 in Thüringen geboren und floh mit den Eltern nach Westdeutschland. Sie ist »eine der erfolgreichsten Thrillerautorinnen Deutschlands.« (THE SUNDAY TIMES). Ihr Debütroman »Liebes Kind« landete sofort auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Die gleichnamige Netflixserie wurde im November 2024 mit dem International Emmy ausgezeichnet. Mit den Thrillern »Marta schläft« und »Perfect Day« sowie ihrem Sachbuch »True Crime. Der Abgrund in dir« setzte sie ihren Erfolg fort. 2024 erschien der Poetry-Band »Princess Standard«, vertont von Fortuna Ehrenfeld. All ihre Bücher sind SPIEGEL-Bestseller, ihre Werke erscheinen mit großem Erfolg in 30 Ländern.


WERBUNG
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464 Seiten
ISBN 978-3-328-60428-0
Preis: 18 Euro
Erscheint am 27.08.25 bei https://www.penguin.de/verlage/penguin
Leseprobe https://www.penguin.de/buecher/romy-hausmann-himmelerdenblau/paperback/9783328604280

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag und www.vorablesen.de für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!