Wiesenschwertlilien, Sumpfgladiatoren, Wiesenschnauzkraut und all die wilden Pflanzengeschöpfe...
Himmelerdenblau von Romy Hausmann (Penguin Verlag)
„Ich möchte Liv Keller auch von ihr erzählen, von Julie, von Julie ganz besonders. Ich möchte, dass aus den Sätzen, die sie in ihrem Potcast über sie formuliert hat, aus der Figur in ihrem Transkript, ein Mensch wird. Ich will, dass sie ihr Lachen hört, als wäre es echt, als stünde Julie direkt neben ihr. ...“ S. 75
Seit 20 Jahren ist Julie spurlos verschwunden. Als neue Spuren im Zuge eines Potcasts über sie auftauchen, beginnt ihr Vater Theo erneut nach seiner Tochter zu suchen. Zusammen mit Liv, die den Potcast mit ihrem Partner Phil leitet, ermitteln beide auf eigene Faust. Das gestaltet sich, durch Theos Krankheit, seine Vergesslichkeit und die daraus resultierenden spontanen Aktionen, oft schwierig. Geduld ist gefragt, bei Theo mit sich selbst und allen anderen, die mit ihm zusammen sind.
Doch die Suche wühlt alte Wunden wieder auf und setzt eine fatale Kettenreaktion in Gang. Denn nicht Julie allein ist das Opfer in diesem Roman von Romy Hausmann.
Die unterschiedlichen Protagonisten kämpfen mit mentalen und körperlichen Dämonen. Theos beginnende Demenz und das Vergessen treiben ihn an. Er weiss, dass ihm die Zeit davonläuft. Mit Theo hat die Autorin einen Akt des Verstehens geschaffen. Sie beschreibt diese Krankheit aus Theos Sicht so eindringlich, gefühlvoll, lebendig und verständlich, dass man nicht anders kann, als zu begreifen, was im Kopf ihres Protagonisten passiert. Alle Emotionen werden bedient und man fühlt einfach mit ihm. Theo Novak ist der traurige und doch hoffnungsvolle Star in Himmelerdenblau. Mit dieser einzigartigen Erzählkunst ist ihr ein großes Meisterstück gelungen.
Auch Sophia, Julies Schwester ist nie über den Verlust und das plötzliche Verschwinden ihrer Schwerster hinweggekommen. Und ebenso Liv schleppt ein großes Päckchen aus ihrer Kinder-und Jugendzeit mit sich herum. Die jeweils daraus resultierenden Folgen sind unterschwellig präsent und treten in getriggerten Situationen ans Tageslicht.
Mit dem Einbeziehen des Potcasts werden die Vor- und Nachteile dieses Formats und der Berichterstattung aufgezeigt. Schlimm, was schonungsloser Journalismus anrichten kann. Liv hinterfragt die ein odere andere Sequenz ihrer Arbeit und beginnt sich zunehmend in die Opfer sowie deren mutmaßliche Täter und die Angehörigen hineinzuversetzen. Sie ist eine absolut liebenswerte Protagonistin.
Durch den fesselnden Schreibstil versteht es die Autorin, mich als Leser zum Mitfiebern anzuregen und legt die ein oder andere falsche Fährte. Dies erhöht die Spannung und hält das Niveau auf einen anspruchsvollen Level. Da aus der Sichtweise der einzelnen Protagonisten erzählt wird, kann man sich intensiv in die jeweilige Figur hineinversetzen.
Fazit: Dieser Thriller musste erzählt werden und lag der Autorin mit Sicherheit sehr am Herzen. Überhaupt die Wahl des Titels, verflochten in der Geschichte, perfekt! Und am Ende eine leichte Enttäuschung, ich musste darüber nachdenken. Doch keineswegs, denn beim genaueren Betrachten könnte es so gewesen sein, erschreckend, eindeutig mit Spielraum für eigene Interpretationen.
Ich habe einen gelungenen Roman über die Folgen von fatalen Fehlentscheidungen, den Zusammenhalt und die Abgründe einer Familie sowie den Versuch gegen das Vergessen anzukämpfen gelesen. Danke Romy für dieses tolle Buch!
„Ich möchte Liv Keller auch von ihr erzählen, von Julie, von Julie ganz besonders. Ich möchte, dass aus den Sätzen, die sie in ihrem Potcast über sie formuliert hat, aus der Figur in ihrem Transkript, ein Mensch wird. Ich will, dass sie ihr Lachen hört, als wäre es echt, als stünde Julie direkt neben ihr. ...“ S. 75
Seit 20 Jahren ist Julie spurlos verschwunden. Als neue Spuren im Zuge eines Potcasts über sie auftauchen, beginnt ihr Vater Theo erneut nach seiner Tochter zu suchen. Zusammen mit Liv, die den Potcast mit ihrem Partner Phil leitet, ermitteln beide auf eigene Faust. Das gestaltet sich, durch Theos Krankheit, seine Vergesslichkeit und die daraus resultierenden spontanen Aktionen, oft schwierig. Geduld ist gefragt, bei Theo mit sich selbst und allen anderen, die mit ihm zusammen sind.
Doch die Suche wühlt alte Wunden wieder auf und setzt eine fatale Kettenreaktion in Gang. Denn nicht Julie allein ist das Opfer in diesem Roman von Romy Hausmann.
Die unterschiedlichen Protagonisten kämpfen mit mentalen und körperlichen Dämonen. Theos beginnende Demenz und das Vergessen treiben ihn an. Er weiss, dass ihm die Zeit davonläuft. Mit Theo hat die Autorin einen Akt des Verstehens geschaffen. Sie beschreibt diese Krankheit aus Theos Sicht so eindringlich, gefühlvoll, lebendig und verständlich, dass man nicht anders kann, als zu begreifen, was im Kopf ihres Protagonisten passiert. Alle Emotionen werden bedient und man fühlt einfach mit ihm. Theo Novak ist der traurige und doch hoffnungsvolle Star in Himmelerdenblau. Mit dieser einzigartigen Erzählkunst ist ihr ein großes Meisterstück gelungen.
Auch Sophia, Julies Schwester ist nie über den Verlust und das plötzliche Verschwinden ihrer Schwerster hinweggekommen. Und ebenso Liv schleppt ein großes Päckchen aus ihrer Kinder-und Jugendzeit mit sich herum. Die jeweils daraus resultierenden Folgen sind unterschwellig präsent und treten in getriggerten Situationen ans Tageslicht.
Mit dem Einbeziehen des Potcasts werden die Vor- und Nachteile dieses Formats und der Berichterstattung aufgezeigt. Schlimm, was schonungsloser Journalismus anrichten kann. Liv hinterfragt die ein odere andere Sequenz ihrer Arbeit und beginnt sich zunehmend in die Opfer sowie deren mutmaßliche Täter und die Angehörigen hineinzuversetzen. Sie ist eine absolut liebenswerte Protagonistin.
Durch den fesselnden Schreibstil versteht es die Autorin, mich als Leser zum Mitfiebern anzuregen und legt die ein oder andere falsche Fährte. Dies erhöht die Spannung und hält das Niveau auf einen anspruchsvollen Level. Da aus der Sichtweise der einzelnen Protagonisten erzählt wird, kann man sich intensiv in die jeweilige Figur hineinversetzen.
Fazit: Dieser Thriller musste erzählt werden und lag der Autorin mit Sicherheit sehr am Herzen. Überhaupt die Wahl des Titels, verflochten in der Geschichte, perfekt! Und am Ende eine leichte Enttäuschung, ich musste darüber nachdenken. Doch keineswegs, denn beim genaueren Betrachten könnte es so gewesen sein, erschreckend, eindeutig mit Spielraum für eigene Interpretationen.
Ich habe einen gelungenen Roman über die Folgen von fatalen Fehlentscheidungen, den Zusammenhalt und die Abgründe einer Familie sowie den Versuch gegen das Vergessen anzukämpfen gelesen. Danke Romy für dieses tolle Buch!