Zwischen Erinnerung und Wahrheit

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bookishgirljana Avatar

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Mit 'Himmelerdenblau' beweist Romy Hausmann einmal mehr, dass Spannung nicht zwangsläufig mit Blutvergießen einhergehen muss, sondern der Bezug zur Realität das ist, was einen berührt und von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.
Wirklich beeindruckend ist die Erzählweise. Es wird gekonnt mit Perspektivwechseln gespielt, die mal in der dritten Person, mal aus der Ich-Perspektive erzählt werden. Dadurch gelingt es den Leser*innen, sich auf ganz unterschiedliche Weise in sie hineinzuversetzen. Besonders nahe ging mir dabei die Perspektive von Theo. Seine Sicht auf die Geschehnisse, geprägt von Demenz, ist einfühlsam und beklemmend zugleich. Das Krankheitsbild wird nicht nur inhaltlich, sondern auch gezielt stilistisch vermittelt: fehlende Groß- und Kleinschreibung, Wortfindungsstörungen und fragmentarische Gedanken machen Theos Kapitel authentisch und bewegend.
Die Spannung bleibt konstant hoch, nicht zuletzt dank der vielen unerwarteten Wendungen, die die Handlung immer wieder in neue Richtungen lenken und die eigenen Vermutungen über Bord werfen lassen.
Was mir lange im Gedächtnis bleiben wird ist das Ende: überraschend, doch vollkommen schlüssig. Selten hat mich ein Thriller emotional so aufgewühlt und zugleich so eindringlich an die Wirklichkeit erinnert.