In eisigen Höhen

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delizzy Avatar

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Das Buch beginnt anders als von mir angenommen nicht gleich mit dem geheimnisvollen Berg, der mitten im Pazifik aus dem Nichts auftaucht, sondern mit einem Pflegeheim, in dem ein älterer Brite seinen seit vielen Jahren verschollenen Bruder Harold wiederfindet.
Bei seinen Besuchen fällt ihm ein Stapel Briefe in die Hände, die merkwürdigerweise an seine Tochter Hattie adressiert sind. Natürlich liest er sie, da sein Bruder nie den Eindruck gemacht hatte, sich viel für den Rest der Familie zu interessieren und es erscheint nun merkwürdig, dass er ausgerechnet seiner Nichte schreiben würde.
Wie sich bald herausstellt, sind diese Briefe eigentlich ein Tagebuch und damit beginnt die eigentliche, sehr spannende Geschichte.

Harold war vor vielen Jahren Mitglied einer Expedition aus Wissenschaftlern und Geheimdienst/Militär, die zu einem plötzlich im Ozean aufgetauchten gigantisch großen Berg führte.
Er leidet neben der körperlichen Anstrengung insbesondere daran, dass seine Ex- Frau Naoko auf dieser Expedition dabei ist und der Leser erfährt erst nach und nach, warum ihr Verhältnis so zerrüttet und schwierig ist.
Durch die niedrige Sicherheitsfreigabe weiß anfangs keines der Mitglieder, worauf sie sich eingelassen haben, aber schnell wird klar, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht und die Expeditionsleiter mehr wissen, als sie zu sagen bereit sind. Das wirkt sich bald äußerst negativ auf die Gruppe aus, als sie von etwas Nichtmenschlichem attackiert wird.

Gleichzeitig nehmen Zeit- Anomalien zu und als Harold ein wichtiges Geheimnis entdeckt, das sie dem Gipfel näherbringen könnte, überschlagen sich die Ereignisse.

Mir hat das Thema von Anfang an gefallen, denn ein Berg, den niemand vorher je gesehen hat und der plötzlich auf dem Radar auftaucht, klingt spannend.
Ich war sofort im Lesefluss, der Stil ist eingängig und flüssig und für mich kam an keiner Stelle Langweile auf.
Durch die wiederkehrenden Rückblenden erfährt man nach und nach auch den Grund für Harolds besondere Art und seine Beziehung zu Naoko.
Die Charaktere werden tiefgründig dargestellt und ich habe jeden vermisst, der ein unschönes Ende fand- was im Lauf der Expedition nicht wenige waren.
Gegen Ende nimmt die Handlung rasant an Fahrt auf, aber die Action- Szenen passen gut in den Lesefluss und wirken nicht reißerisch oder überzeichnet.

Das Ende... ich werde es natürlich nicht verraten, aber es hat mich dennoch überrascht. Ich hatte mit etwas ganz anderem gerechnet und bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich damit glücklich bin.
Man kann es auf zwei Arten interpretieren und ich glaube, genau das ist die Absicht des Autors, aber hier habe ich auch meine einzigen Kritikpunkt anzubringen: es kam mir zu schnell und wirkte auf mich zu kurz und abrupt im Verhältnis zu der großen, spannenden Geschichte, durch die mich das Buch getragen hat.

Mein Fazit: ein wirklich lesenswerter Roman, der neue und spannende Ansätze hat, die ich so noch nicht gelesen habe und der mir viel Freude bereitet hat.
Vor allem die Geschehnisse rund um die Zeit- Anomalien fand ich sehr interessant, auch wenn bei mir noch einige Fragen offenbleiben.
Aber Nachdenken über ein Buch schadet ja nie und das ist dem Autor gelungen anzuregen!