Packendes Lesevergnügen

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la calavera catrina Avatar

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Im Winter 1990 löst der Physiker Harold Tunmore sich in Luft auf. Lediglich drei Briefe an seine Nichte Harriet, sind seinen Geschwistern geblieben. Sein Bruder Ben findet ihn erst Jahrzehnte später wieder, nachdem er bereits für Tod erklärt wurde. Harold leidet unter paranoiden Wahnvorstellungen und es bleibt ein Rätsel, was mit ihm geschehen ist. Doch als in seinem Besitz weitere Briefe an Harriet gefunden werden, erzählt Harold selbst seine Geschichte, die in einem gesammelten Werk veröffentlicht wurde.

Die Schreibweise ist nicht konsequent, denn zwar richtet sich Harold immer wieder an seine Nichte, aber die meiste Zeit liest es sich wie ein Roman aus der Ich-Perspektive, der wenig an einen Briefroman erinnert, obwohl es sich um Briefe handelt. Eine gute Wahl, denn so entfaltet die Handlung eine ungemeine Sogkraft. Harold Schicksal ist zwar bekannt, aber alles dazwischen ist ungewiss, rätselhaft, unheimlich und abenteuerlich.

Ich möchte gar nicht zu viel verraten. Es macht am meisten Spaß, wenn man sich einfach mitreißen lässt, denn dieser Thriller überrascht mit dem Unerwarteten und ist hervorragend atmosphärisch. Besonders gut haben mir die wissenschaftlichen Theorien gefallen, die unsere Realität völlig auf den Kopf stellen, die stimmungsvolle Naturgewalt des Berge, in eisiger Kälte und das Misstrauen, das für ständige Unsicherheit sorgt, und ganz besonders die berührenden Momente, wenn Harold sich seiner tragischen Vergangenheit stellt.

Es ist eine gelungene Mischung aus Abenteuergeist, Überlebenskampf eines wissenschaftlichen Expeditionsteams in beängstigender Fremde, Rätselhaftem, Science-Fiction, Glaube vs. Wissenschaft und Selbsthass, denn es geht auch um starke Gefühle, wie Schuld, Scham, Reue und die verlorene Liebe. Sehr empfehlenswert.