Die Enklave Himmelstal

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cabotcove Avatar

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Daniel Brant erhält eine Nachricht von seinem Bruder Max, er möchte ihn bitte besuchen. Max befindet sich derzeit in einer Art Kurklinik in den Alpen, in der vorrangig Burn-Out-Patienten ihren schwierigen Alltag wieder in den Griff bekommen sollen, ohne dass der Stress sie wieder bzw. weiterhin krank macht.
Obwohl Max und er nie viel Kontakt hatten (sie wuchsen sogar getrennt auf; Max beim Vater und Daniel bei der Mutter. Die eineiigen Zwilling entwickelten sich sehr unterschiedlich und Max war eher von Daniel abhängig, das sollte durch die Trennung geändert werden. Einmal im Jahr wurden die Beiden zu ihrem Geburtstag dann allerdings wieder zusammengeführt, wodurch sich jedoch kein wirklich festes Band erzeugen ließ), willigt Daniel ein und fährt nach Himmelstal.

Die Atmosphäre dort nimmt ihn gleich "gefangen", Himmelstal wirkt wie eine eigene, kleine Welt, außerhalb derer nichts mehr wirklich zählt.
Als Max ihm erklärt, er müsse dringend Geld besorgen, da die Klinik sehr teuer sei und ihm die Mittel ausgegangen sind, müsse dafür aber persönlich das Geld abholen, dürfe die Klinik aber nicht verlassen und Daniel bittet, für ein paar Tage für ihn einzuspringen, gleichen die Beiden ihr Aussehen an und bevor Daniel einwilligen kann, ist Max schon abgereist.
Nun halten natürlich alle Daniel für Max - und dieser merkt bald, dass es mit der Klinik wohl mehr auf sich hat, als er dachte...
Mehr möchte ich an dieser Stelle auch besser nicht verraten, denn gerade bei diesem Buch ist die Gefahr sehr groß, dass man zuviel verrät und so anderen Lesern den Spass an der Lektüre verdirbt und das möchte ich nicht !

Die Geschichte, dass Zwillinge ihre Rollen tauschen ist nicht sonderlich innovativ, aber Marie Hermanson hat sie so glaubwürdig und spannend inszeniert, dass man nicht aufhören kann zu lesen, weil man unbedingt wissen will, wie es weitergeht und was hinter all dem steckt, das einem oftmals den Atem raubt.
Ihr Geschick, die Landschaft so malerisch und schön zu schildern, dass man glaubt, selbst durch das Tal zu streifen, hat mich wirklich beeindruckt.
Ganz abgesehen davon, dass die Geschichte an sich kein großes Thriller-Potential hat, wie ich fälschlicherweise anfangs dachte... Doch da hat mich die Autorin eines Besseren belehrt !

Die kauzigen, merkwürdig wirkenden Dorfeinwohner geben der Geschichte noch den nötigen Pfiff, aber die Autorin schafft es auch, den Leser an der Gedankenwelt der Protagonisten teilhaben zu lassen, ohne zu ausschweifend zu werden, was ich sehr schätze. Sie erzählt ausführlich, aber ohne den Leser mit langatmigen Beschreibungen zu langweilen.

Ein wenig enttäuscht hat mich das Cover. Gut, das hat mit dem Buch an sich wenig zu tun, aber das Buch wäre mir im Handel nicht aufgefallen und falls das anderen Lesern auch so geht, täte mir das um das gute Buch wirklich leid. Mit dem Cover hätte man sich wirklich mehr Mühe machen können - das Buch hat es verdient !

Ich kenne die vorangegangenen Romane von Marie Hermanson nicht, aber ich werde sie auf jeden Fall im Auge behalten, denn "Himmelstal" hat mir äußerst gut gefallen und ich hoffe, dass sie noch mehr Thriller schreibt in Zukunft.

Mein Fazit: Für Thriller-Fans, die das Besondere lieben, ist dieses Buch genau das Richtige !