Endstation Himmelstal?

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evelynmartina Avatar

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Himmelstal liegt in einem engen Tal der Schweizer Alpen und stellt sich zunächst als ein Kurklinikum dar, in dem sich seine Gäste von Stress und Arbeit erholen können. Max ist solch ein Gast. Da er in Italien dringende Geschäfte erledigen muss, bittet er seinen Zwillingsbruder Daniel, kurzzeitig seine Rolle im Klinikalltag zu übernehmen. Doch Max kehrt nicht zurück, und nicht nur für Daniel scheint es kein Entrinnen aus dem eigenartigen Sanatorium und der beklemmenden Gegend zu geben.

Hätte ich nach der Leseprobe zu „Himmelstal“ von Marie Hermanson geahnt, welche Richtung das Geschehen einschlägt, hätte ich den Roman, der als Psychothriller angepriesen wird, sicherlich nicht gelesen.

Die Geschichte startet noch ganz vielversprechend. In einem simplen Sprach- und Erzählstil versteht es die Autorin durchaus, die Charakteren von Max und Daniel detailliert zu beschreiben und die bedrohliche Atmosphäre im Tal, im Dorf und in der Klinik authentisch zu vermitteln. Doch leider wird Max durch sein Verschwinden zwangsläufig zur Randfigur, und Daniel entwickelt sich zunehmend zu einem naiven und unbeholfenen Mann, dessen Verhaltensweisen mich im Verlauf immer mehr nervten.

Die Handlung an sich kommt nur langsam in Fahrt. Dass in dem seltsamen Tal und in der mysteriösen Klinik etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, spürt der Leser zweifelsohne sofort. Nur was dem Leser dann vorgesetzt wird, ist gespickt mit logischen Fehlern, wirkt unglaubwürdig und abstrus und gleitet schließlich vollkommen ins Utopische ab. Am Schluss werden mögliche Ungereimtheiten in einem übertriebenen Tempo zu einer in meinen Augen unbefriedigenden Auflösung geradezu konstruiert, wobei wirkliche Überraschungen nicht geboten werden.

 

Sämtliche Versuche von Marie Hermanson, ihrem Roman Spannung einzuhauchen, haben bei mir nach einigen Seiten eher das Gegenteil bewirkt. Ich habe mich gelangweilt, denn irgendwann ist auch die unheimlichste Umgebung ausgereizt. Ich habe mich geärgert über einen altbekannten Stoff, dem nichts Neues hinzugefügt worden ist, bei dem Gut und Böse klischeehaft von Anfang an klar definiert sind, Ich war enttäuscht über die Vorhersehbarkeit der Ereignisse und beinahe wütend auf einen 35-jährigen erwachsenen Menschen, der sich wie ein ahnungsloser, unreifer Teenager benimmt.

Und ich war froh, als ich am Ende des Buches angelangt war.