Sport ist Mord?

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buecherfan.wit Avatar

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Die Leseprobe beginnt mit Ausführungen zur Etymologie des Wortes "Saison". Es folgt der Bekennerbrief eines Unbekannten an den noch namenlosen Kommissar. Das Besondere an diesem Brief ist, dass sich das Verbrechen, dessen sich der Täter schuldig bekennt, noch im Stadium der Planung befindet. Die eigentliche Romanhandlung setzt mit Kapitel 2 ein. "Hochsaison" bezieht sich offensichtlich auf das Neujahrsskispringen in Garmisch. Dort passiert ein spektakulärer Unfall: Age Sorensen, der einzige dänische Skispringer, stürzt schwer und entgeht nur knapp dem Tod. Während sich in der VIP-Lounge die Prominenten mit ihren Bodyguards ans Fenster drängen, um den Zwischenfall auf der Schanze zu beobachten, passiert wieder etwas. Der Marrokaner Jusuf, Ex-Fremdenlegionär und zur Zeit im Personenschutz tätig, beobachtet einen Mann im Skianorak, der eine Waffe zieht und auf seinen Auftraggeber, Kalim al-Hasid, einen Geschäftsmann aus Dubai, zielt. Jusuf schießt, wird dabei geschubst. Sein "Opfer" entkommt, die Kugel bleibt unauffindbar.

Das ist alles  recht rätselhaft. Der Leser weiß noch nicht, welches Verbrechen der unbekannte Täter begehen wird: war der Sportunfall Sabotage, oder hat es eher mit dem fehlgeschlagenen Mordversuch zu tun? Ich kenne den ersten Roman von Jörg Maurer nicht, finde die Leseprobe jedoch sehr gelungen. Der Stil ist salopp-umgangssprachlich, angereichert mit Dialektausdrücken, die das alpenländische  Lokalkolorit ebenso verstärken wie die  zu Illustrationszwecken eingesetzte Kuh mit Glocke ("Das stramme Dreieck stellte für den wahren Bergfex wiederum nur einen Dackelspaziergang dar, klar. Aber vom Design her: Erste Sahne." - "... bei dem Gedanken daran kam ihm unter seiner Schutzbrille ein dickes dänisches Grinsen aus."). Maurer mokiert sich über die kulinarischen Vorlieben der Promis ("kuttelgekrösegefüllte Andouillettes" oder "panierte und flambierte Münchner Weißwürste"). Witzig auch der Insider-Witz für Hispanophile:  Die Äußerung des spanischen Bauunternehmers, der Jusuf den Schuss vermasselt - "Que  te den por culo" -, ist keineswegs eine Entschuldigung, sondern eine obszöne Beleidigung. 

Die Leseprobe verspricht einen amüsanten Krimi mit viel Atmosphäre, gewiss eine ganz andere Art von Roman als die amerikanischen Thriller, die den Buchmarkt beherrschen.