Viel Alpendorfklatsch, wenig Krimi

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scylla Avatar

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Beim Neujahrsspringen stürzt ein dänischer Skispringer schwer und das vor den Augen tausender Zuschauer. Da außerdem die nächsten Olympischen Winterspiele vergeben werden sollen und bald über den Austragungsort entschieden wird, ist die Medienwirkung entsprechend groß. Als dann auch noch klar wird, dass der Skispringer eventuell sogar beschossen wurde und per Bekennerbrief weitere Anschläge angekündigt werden, ist der Bürgermeister des Ortes mit den Nerven am Ende. Kommissar Jennerwein muss den Täter so schnell wie möglich fassen, sonst war es das mit der Olympiabewerbung.

 

Hört sich spannend an, ist es aber nicht. Denn den „Krimi“ sucht man in diesem Alpenkrimi anfangs vergeblich. Nach 100 Seiten wurde noch nicht einmal ansatzweise mit einer vernünftigen Ermittlung begonnen. Dafür ergehen sich die zahlreichen Protagonisten in sinnlosen Dialogen über unwichtige Themen und machen sich gegenseitig über einander lustig.

Während ich den Schreibstil am Anfang noch witzig fand, wird der Humor im Verlauf des Buches immer flacher. Gekrönt wird der bemüht witzige Schreibstil noch von einigen Eigenheiten der bayrischen Sprache, über die wohl nur der eingefleischte Bayer wirklich lachen kann. Für mich waren die gewollt lustigen Beschreibungen der Landschaft und das klischeehafte fast schon dorftrottelige Verhalten der Einwohner nach einiger Zeit einfach nur nervig. Die Ortspolizisten haben in ihren Zeugenbefragungen nichts anderes zu tun als eine halbe Stunde lang über die Namen und Verwandtschaftsverhältnisse der Befragten zu philosophieren.

Aber nicht nur die Polizisten vor Ort zeichnen sich durch Unfähigkeit aus. Die Asiatischen „Attentäter“ sind auch eher damit beschäftigt, sich zu überlegen, wie sie sich gegenseitig im Falle eines Misserfolges umbringen können.

Nach den ersten 100 Seiten war ich ziemlich enttäuscht, dass ein so schönes und interessantes Thema so dermaßen ins Lächerliche gezogen wurde. Ich hatte mir mehr erhofft und auch etwas mehr erwartet.

Nachdem ich mich bis zur Seite 200 vorgekämpft hatte, wendete sich das Blatt aber dann überraschenderweise doch noch. Ernsthafte Ermittlungen wurden aufgenommen und verdrängten die „lustigen“ Passagen größtenteils. Der Humor stieg auf ein erträgliches Niveau und es kam sogar etwas Spannung auf. Richtiges Kriminiveau konnte der Roman jedoch trotzdem nicht mehr erreichen, dazu waren einige Wendungen des Geschehens zu skurril und die Identität des Täters viel zu offensichtlich.

 

Fazit: Wer auf der Suche nach einem spannenden Krimi ist, sollte von diesem Buch eher Abstand nehmen. Es eignet sich eher für Bayerncomedy-Freunde und eingefleischte Fans des Schreibstils von Jörg Maurer. Für mich war das Buch definitiv nichts.