Rachedrama mit kleinen Fehlern

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rebekka Avatar

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„Höllenkind“ ist mein erster Roman von Veit Etzold, und obwohl mir die Leseprobe sehr gut gefiel, lässt er mich nach der kompletten Lektüre zwiegespalten zurück.

Zu den Pluspunkten zählen der spannende Einstieg und der flüssige, schnörkellose Schreibstil des Autors. Eine aus dem italienischen Adel stammende Braut, die während der Trauung in der Sixtinischen Kapelle blutüberströmt zusammenbricht, ist natürlich bestens geeignet, die Neugier des Lesers und der Leserin zu wecken.

Doch schon kurz danach wird es für Neueinsteiger in Etzolds Serie um Clara Vidalis unübersichtlich. Frühere Fälle, die zur Suspendierung der deutschen Patho-Psychologin führten, werden nur vage angedeutet, und es treten Personen auf, deren Hintergrund nicht erklärt wird. Dass McDeath und Dr. Friedrich ein und derselbe und dazu noch der Ehemann von Clara ist, muss man sich erst selbst zusammenreimen.

Hinzu kommt, dass der Autor in dieser Story ein bisschen viel zusammengemixt hat: Ein Familiendrama unter Adeligen, Zwangsprostitution, italienische Geschichte, deutsche Polizeiarbeit und jede Menge medizinische Erkenntnisse. Würde der Vatikan wirklich eine deutsche Frau (!) in die Ermittlungen der Todesfälle einbeziehen? Da wirkt das eine oder andere doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen.

Andererseits: Da ich ein Freund sorgfältig geplanter Rache bin, hat mir diese gelungene Vergeltung gut gefallen. Ich gebe aber auch zu: Die widerlichen Szenen mit den als Sklaven gehaltenen Frauen habe ich überblättert. So was ist nicht mein Ding, weshalb ich wohl auch keinen Etzold mehr lesen werde.