Unangestrengt humorvoll, tröstlich, themenreich

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la calavera catrina Avatar

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„Es gibt so viele verschiedene Arten, auf den Tod zu reagieren wie auf das Leben. Die einen machten das Beste daraus, die anderen wehren sich bis zum Schluss dagegen.“

Als Holly bei einem Unfall stirbt, ist sie gerade einmal zehn Jahre alt. Sie lässt ihre Mutter, deren neuen Freund Uwe, ihren Papa und ihren kleinen Bruder Timi zurück und fliegt hinauf in den Himmel. Dort treffen alle aufeinander: Menschen und Tiere. In dem Gewusel lernt Holly zum Glück Frieda kennen, die sich bestens auskennt, wo sie doch schon über hundert Jahre im Himmel ist. Doch Holly kann nur daran denken, ihre Familie wiederzusehen und ist wild entschlossen, ein Engel zu werden, um auf die Erde zurückzukehren. Allerdings herrscht im Himmel der Vorsitzende der Engel namens Bortel, der Lügen verbreitet und seine neue Ordnung es nicht vorsieht, neue Engel auszubilden.

Autor Micha Lewinsky stellt das Bild vom friedlichen Himmel ziemlich auf den Kopf. Dort gibt es keine Engel „mit goldenen Flügeln und rosigen Wangen“, aber Freunde wie Gissi und Sören, die im Hintergrund Widerstand leisten, gegen die alleinige Herrschaft von Bortel, der, wie wir finden, eher in die Hölle gehört hätte. Trotzdem ist es ein schöner Ort, wie Frieda es passiert formuliert: „Keine Angst. Mehr als einmal sterben kannst du nicht. Das ist das Gute hier. Deshalb macht es so Spaß.“ Dieser politische Aspekt bringt zumindest Spannung und Abwechslung, ohne zu stark vom eigentlich Thema abzulenken. Tod und Trauer gehören immer noch zu den Tabuthemen, über die niemand gern spricht. Umso schöner finde ich es, dass Lewinsky sich so ehrlich, humorvoll, skurril und auch tröstlich damit beschäftigt. Auch andere Themen werden aufgegriffen, wie die meditierende Mutter, der die Ruhe bei der Trauer hilft, der depressive Vater, der oft traurig ist. Es sind viele kluge Botschaften und Anspielungen zwischen den Zeilen - für Kinder und Erwachsene: „Man kann immer nur vorwärts. Auch wenn man gestorben ist.“

Ganz nebenbei gibt die Handlung auch etwas Hilfestellung, wenn man selbst etwas Trost gebrauchen kann, denn es hilft, über die Toten zu sprechen und den verschiedenen Emotionen mit Verständnis zu begegnen. Die Trauerphasen und andere Begriffe werden in einfachen Worten verständlich erklärt. Schreibstil und Kapitellänge ist der Zielgruppe angemessen, die Handlung ist spannend und ungewöhnlich. Besonders die Dialoge haben einen ganz besonderen Witz, der mich oft schmunzeln ließ.