Der unübersichtliche Typ Frau

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annbee Avatar

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Staatsanwältin Chastity Riley feiert mit ihren Kollegen den 65. Geburtstag eines Vorgesetzten in einer Hotelbar. Der Abend gestaltet sich kompliziert – nicht nur, weil man bei der Polizei anscheinend nur arbeiten kann, wenn man einen ordentlichen psychischen Knacks hat (und viel trinken kann), Riley sich mit verschiedenen Kollegen in verschiedenen Stadien einer Affäre befindet, und sowieso jeder irgendwie mal mit jedem – sondern weil es zufällig in just dieser Bar zu einer Geiselnahme kommt. Anführer der Geiselnehmer ist ein Exilhamburger, der die letzten Jahrzehnte in Südamerika verbracht hat und nun zurückkommt, um eine Art Ocean’s Eleven-Ding durchzuziehen.
Ein Krimi im klassischen Sinn ist das nicht, in der Art, dass ein Täter gefunden werden müsste oder die Polizei irgendetwas ermittelt. Das meiste ergibt sich halt so; im Mittelpunkt stehen hier vielmehr die Polizisten und Rileys Innenleben. Trotzdem liest sich das spannend und flüssig weg. Man muss allerdings die sehr besondere Sprache dieser Reihe mögen; viel Hamburg, viel Kiez, viel „Alter, ey“. Vom Einheitsbrei des deutschen Krimis hebt sich das positiv ab. Irgendwie kommt es mir aber trotzdem manchmal zu aufgesetzt cool vor; ich kann mir nicht recht vorstellen, dass Menschen, die eine Ausbildung bei der Polizei oder gar ein Jurastudium hinter sich haben, so reden und denken. 3,5 Sterne.