Klischees, die bedient werden wollen

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murksy Avatar

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Ich kenne die ersten 8 Bände der Serie nicht. Da aber die Autorin mit diversen Krimipreisen überhäuft wurde, erwartet man als Leser ja schon so einiges. Und das Einige bekommt man auch. Die Grundstory ist raffiniert gestrickt und mit Zeitsprüngen in die Vergangenheit erfährt der Leser das Warum und Weshalb. Spannend und klug inszeniert, keine Frage. Allerdings ist die Besetzung dieses Krimis nicht allzu glaubwürdig und mit vielen tarantinoesken-Winslow-Landsdale-Serie noir und hard boiled -Einlagen ( etwas Bruce Willis nicht vergessen) versehen, die so jedes Klischee abdecken. Beispiel gefällig: was macht der verbitterte Mann, bevor er seinen Plan umsetzt? Genau--Liegestütze..jede Menge, warum auch immer.
Der spannende Aufhänger einer bewaffneten Truppe, die ein Hotel kapert und jede Menge Geiseln nimmt, lässt viel Spielraum. Dass unter den Gästen zufällig ein paar Kriminaler sind, die einen Geburtstag feiern wollten, erhöht den Spannungspegel. Leider ist das Verhalten der Polizisten nicht sehr glaubhaft. Sich in einer solchen Situation erst mal an der Bar zu bedienen, zeugt nicht von Professionalität. Wäre im Buch nicht erwähnt worden, dass es sich bei der Gruppe um Polizisten handelt, hätte man auch von einer Bande Kleinkrimineller, Zuhälter oder abgesoffenen Künstler ausgehen können. Dann unsere Hauptdarstellerin. Eine Staatsanwältin mit dem Vornamen Chastity (Keuschheit--was natürlich nicht passt), die zunächst damit beschäftigt ist, alle Männer (egal ob Geisel oder Gangster) darauf abzuprüfen, ob er sextauglich wäre. Sex mit Kollegen, bzw. Polizisten, scheint auch eines der Hauptsorgen der Anwältin zu sein. Ehrlich jetzt? Sind das die Gedanken einer Anwältin bei einer Geiselnahme? Egal wie abgebrüht sie auch erscheinen soll, unglaubwürdig. Ähnlich verhält es sich mit der Geburtstagsgruppe. Teile davon hatten oder haben ein Verhältnis mit der zügellosen Anwältin. Und natürlich gehören auch Polizisten dazu, die mit dem Sex ihre persönlichen Traumata bekämpfen wollen...usw. und so fort. Dass dann diese Profis im Kopfe zuerst die Rettung der gefährdeten Anwältin haben und sogar schießwütige Alleingänge planen, ist klar. Die begehrte Frau wiederum wird von einer angehenden Blutvergiftung geplagt, was ihre Gedanken immer wirrer werden lässt. Der Teil des Buches kann als künstlerisches Geschick..oder eher als Quatsch gedeutet werden, wie man mag. Problem dabei ist, dass der Leser mit keiner Figur sympathisiert, außer mit einem "Bösewicht" aus diversen Gründen. Die Personen sind leider mit Masse nicht glaubhaft. Genreübliches Psychodrama trifft Machismus in der eine harte Frau sich zu behaupten weiß …gähn.
Leider hat man ähnliches schon oft gelesen, nur besser. Wie gesagt, die Autorin schreibt gut und entwickelt eine spannende Grundstory. Die Personen um die Anwältin sind allesamt ein einziges großes Klischee.