Überlebt

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philipp.elph Avatar

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Die Hamburger Staatsanwältin Chastity Riley ist bekannt für ihre rotzigen, frechen Sprüche, mit denen Simone Buchholz die Heldin der „Riley-Reihe“ in "Hotel Cartagena" zum 9. Mal plus einem Prequel ausstattet.

Wer Riley nicht kennt und deftige Dialoge und den ungewöhnlichen Lebenswandel einer Staatsanwältin, die in ihrer Freizeit zumeist auf St. Pauli mit Kumpeln von der Polizei, Ex-, Zwischendurch- und Gelegenheitslover inklusive Löten und etlichen Drinks abhängt, kennenlernen möchte, sollte das unbedingt tun. Rileys Leben ist zudem eingebettet in Krimihandlungen. Oder ist es nicht so, dass Krimihandlungen in Rileys Leben eingebettet sind? Neben der Frau verblasst alles, bleiben alle Figuren, verglichen mit ihrer, flach.

Wie dem auch sei, ich erinnere mich an den Spruch vom alten Paracalsus: Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist. Diese Weisheit hat zwar nichts mit dem Inhalt dieses Krimis zu tun, trifft aber auf mich zu. Ich habe mir eine Überdosis Riley verpasst. Ein Schuss zuviel von Staatsanwältins Brainfuck und ihren Bemerkungen zu ihren Kollegen, Lovern, dem Kiez, der Welt und über das Schlamassel, in das sie in dieser Story hineingerät.

Bei Fallers Party in einer noblen Bar gerät sie und ihre Truppe (fast alle oben Erwähnten) in die Hände von Geiselnehmern. Das Ziel der Geiselnehmer ist zunächst nicht ersichtlich, aber aus dem Zusammenhang ist zu erkennen, dass eine alte Rechnung beglichen werden soll. Mit den schwerbewaffneten Gangstern ist nicht zu spaßen, obwohl sie die Bar freigeben, sich alle gut mit Drinks versorgen können. Draußen die Gruppe „Ratlos“ mit Polizei diverser Provenienz inkl. MEK, SEK, Psychologen und Verhandlern. Eingeschlichen in diese Truppe hat sich ein Zwischendurch- oder ist es der Gelegenheitslover (?) Rileys, der wegen eines kleinen Abstechers zur spät auf dem Weg zur Party war und jetzt mitkriegt, dass seine Angebetete unter den Geiseln ist. Erfährt, dass es Riley gar nicht gut geht. Die hat sich am Daumen verletzt – ohne Beteiligung der Geiselnehmer – und fieberwahnt vor sich hin. Das tut sie ätzende 20 Seiten in diesem Krimi, in dem wir noch mehr über sie erfahren, was wir gar nicht wissen wollen.

Jedenfalls großes Tamtam, der Boss der Geiselnehmer kriegt was er will, dann großer Abgang fast aller Teilnehmer der Situation, endlich fast Schluss. Endgültig Schluss ist dann, wenn Riley irgendwo im Nicht-Hamburg wieder auftaucht.

Fazit für mich: Nach der Überdosis Riley bin ich erst einmal froh, diesen Krimi überlebt zu haben. Aber wie das so ist: wenn sich die nächste Gelegenheit ergibt, wieder Riley-Stoff zu bekommen, werde ich ihn mir besorgen. Ich bin von dem Zeug abhängig.

Fazit für andere: Wenn ihr Riley noch nicht kennt, lasst euch von ihr anfixen.