Das Buch der Bücher

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
marapaya Avatar

Von

Die Namen Kristoff und Walker sind in San Francisco seit über hundert Jahren auf geheimnisvolle Weise miteinander verknüpft, nur dass die aktuelle Familie Walker davon keine Ahnung hat. Die drei Geschwister Cordelia, Brendan und Leonore sind mit ihren Eltern auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Dr. Walker verlor seinen Job im Krankenhaus nach einem merkwürdigen Vorfall und versucht nun verzweifelt seinen guten Ruf als Arzt wieder herzustellen. Die Villa Kristoff scheint ein Glückstreffer zu sein: imposant, antike Möbel, aufregende Historie, eine riesige Bibliothek und preislich ein absolutes Schnäppchen. Doch kurz nach ihrem Einzug wird die Familie von der neuen Nachbarin Dahlia Kristoff angegriffen und die drei Geschwister werden mitsamt dem Haus in ein, nein mehrere Fantasyabenteuer entführt. Sie müssen gegen wilde Horden kämpfen, Kampfflieger verarzten, Riesen bezwingen, werden von Piraten geentert und sollen für die Windfurie, die früher einmal Dahlia Kristoff war, ein geheimnisvolles Buch finden, um in ihre wirkliche Welt zurück zu gelangen.
Bücher sind das Thema dieses Jugendromans. Cordelia, Brendan und Leonore sollen nicht nur ein Buch finden, sie sind gleichzeitig auch selbst in einer Bücherwelt gefangen. Dahlia Kristoff verbannt sie in die ausgedachte Welt ihres Vaters, des Schriftstellers Denver Kristoff. Die Geschwister sitzen in ihrem neuen Haus, können die Bücher von Denver Kristoff in der hauseigenen Bibliothek lesen und befinden sich gleichzeitig in ebendiesen Geschichten.
Das Buch im Buch ist ein raffinierter literarischer Kniff, der den Leser fordert und fast wie von selbst Spannung im Kopf erzeugt. Bei dem Autorenpaar Columbus und Vizzini funktioniert dieser Trick mal mehr und mal weniger. Die Handlung ist an sich gut durchdacht, immer neue Wendungen bieten spannende Abwechslung und dennoch ist die Geschichte in sich stimmig und recht rund. Im Detail finden sich allerdings kleine Schwachstellen. Da sind mir die Figuren nicht glaubwürdig genug ausgearbeitet und auch die Geschwister selbst an manchen Stellen einfach zu stereotypisch in ihrem Verhalten und ihren Aussagen. Das Romanende ist recht schwach und wirkt, als wäre den Schreibern zum Schluss die Luft ausgegangen. Es dreht sich ein recht großes Figurenkarussel in der Geschichte. Dadurch verlieren die Figuren natürlich an Tiefe und wirken mir zu oberflächlich, so dass ich sie nicht zu greifen vermag und mich schwer tue, mich mit ihnen zu identifizieren.
Viel Wert wird zudem auf eine szenische Gestaltung gelegt. Handlungen werden mit vielen Details ausgeschmückt, ausführlich dargelegt und erinnern mehr an einen Actionfilm. Die Gefühle und Gedanken der Protagonisten kommen dagegen zu kurz. Als Leser wünschte ich mir, mehr eintauchen zu können in die Welt der Walker-Geschwister. Mehr zu erfahren über ihr Leben, ihren Alltag, ihre Konflikte miteinander. Dann wäre der Zusammenhalt, auf den sie in ihrem Abenteuer bauen müssen, ein Stück weit mehr motiviert und glaubwürdiger.
Der Fluch des Denver Kristoff ist ein solide geschriebenes Fantasyabenteuer für junge Leser. Die Idee vom Buch im Buch ist interessant und gut umgesetzt, eine liebevollere Figurengestaltung und weniger Anlehnung an das Filmgenre hätte die Geschichte noch aufwerten können.