Düster, atmosphärisch und anders als erwartet

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gletscherwoelfchen Avatar

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Als uneheliche Tochter wächst Alma in bescheidenen Verhältnissen gemeinsam mit ihrer Mutter auf. Als diese erkrankt, ist Alma gewillt, alles zu tun, um sie zu retten. Auf den Spuren ihrer Vergangenheit geht die junge Frau schließlich einen grausamen Handel mit den Averas, einem der mächtigsten Adelshäuser des Landes, ein: Sie tauscht ihren Arm und ihre Freiheit gegen die Gesundheit ihrer Mutter - bis diese schließlich dennoch stirbt. Gefangen auf dem Anwesen der Averas dürstet es Alma, unterstützt von einem grausamen Gott, nach Rache...

Wer "House of the Beast" zum ersten Mal aufschlägt, wird sicherlich begeistert von der wundervollen Gestaltung dieses Buches sein. Schnell wird hier deutlich, dass die Autorin auch als Illustratorin arbeitet. Immer wieder begegnen dem Lesenden kleine, liebevoll ausgewählte Zeichnungen.

Aber dieser Fantasy-Roman bietet so viel mehr: Bereits auf den ersten Seiten wird der Leser von einer dichten, atmosphärischen Stimmung umarmt, taucht schnell in die düsteren Ecken dieses Buches ab. Die Reise in Almas Welt beginnt mit einem kleinen Vorgeschmack auf ihre Zukunft bei den Averas, bevor man schließlich Stück für Stück in eine recht komplexe, fein ausgearbeitete Welt eingeführt wird. Aufgrund besagter Komplexität habe ich ein wenig gebraucht, bis ich vollends in "House of the Beast" angekommen bin. Und auch während des Lesens stieß ich manchmal auf Passagen, die ein bisschen Geduld erforderten - Dranbleiben lohnt sich aber an dieser Stelle.
Denn Michelle Wong hat hier eine unheimlich spannende Protagonistin ausgearbeitet, welche durchweg authentische, intensive Einblicke in ihr Sein ermöglicht. Alma ist absolut nicht perfekt, und genau das macht sie aus: Sie ist real, glaubwürdig und echt. Ihr Schmerz ist völlig nachvollziehbar, ihre Handlungen basieren auf einem festen Fundament. Und obwohl man eine genretypische Romance erwartet, wird Almas Entwicklung hier keineswegs davon überschattet. Der Fokus liegt hier definitiv auf den Figuren und dem Worldbuilding.

Wer Lust auf vielschichtige Buchcharaktere hat und einer düsteren, dunklen Atmosphäre mit teils recht bildhaften Schilderungen nicht abgeneigt ist, sollte sich dieses Buch näher ansehen.
4,5/5 Sterne