Es fängt seicht an und wird immer spannender bis zum finalen Höhepunkt!

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wauwuschel Avatar

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Nachdem Almas Mutter schwer krank geworden ist, sucht sie ihren Vater auf, den sie nicht kennt. Im Gegenzug für ein Heilmittel geht sie mit ihm mit und wird als seine Erbin zu einer Hand des Biests. Doch ihre Mutter stirbt trotzdem und jetzt hat Alma nur noch ein Ziel: Rache.

"Ich redete mir ein, dass mir das egal war. Ich wollte nichts von ihnen; meine Mutter und ich waren allein besser dran. Doch zu meinem großen Verdruss war ich immer noch einsam. Deshalb erschuf ich mir selbst einen Freund."

Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich diesem Buch fünf oder doch vier Sterne geben soll und habe mich schließlich dazu entschieden, dass es die fünf Sterne verdient hat. Der Roman war nicht mein Jahres- oder gar Monats-Highlight, aber es war spannend, durchtrieben und mit viel Magie und Schwertkampf. Hervorzuheben sind auf jeden Fall das Cover und der Farbschnitt sowie Seitenklappen, die allesamt wunderschön gestaltet wurden. Wir haben auch eine Karte der Welt und der Schattenebene, die dringent nötig war. Hinzu kommen kleine Zeichnungen von Personen, Orten oder Dingen in den Kapiteln, die perfekt waren und die Geschichte abrunden. Selbst die Kapitelanfänge sind ein Hingucker.

Optisch ist das Buch auf jeden Fall gelungen und auch inhaltlich gibt es fast nichts zu bemängeln. Das Setting in der fremden Welt, die vier Götter anbeten und in der Familien als deren Gefäße regieren, ist makellos und der Wert, den die Religionen haben, ist greifbar. Später wird auch von Nachbarlänern berichtet, die der unseren ähneln, aber die mittelalterliche Welt, in der Alma lebt, wurde sehr gut gestaltet. Außerdem kommen wir im Verlaufe des Buches auf die Schattenebene, eine Kopie des Landes, in welcher Schrecken die Lebenden heimsuchen, und auch die Gestaltung und Idee davon ist gut gelungen.

Hier muss ich eine kleine Spoilerwarnung aussprechen, denn ohne die komme ich heute nicht weit, wenn es um Alma und ihr Monster geht, das nur sie sehen kann. Die Geschichte beginnt mit Alma im Kindesalter und endet, wenn sie eine junge Frau ist und alles überlebt hat. Es bleibt emotionale von vorne bis hinten, denn Alma hat schon früh viel verloren und hat beinahe nur negative Gefühle, wie Rachelust, Wut und Trauer. Das kommt auch gut rüber, nur ihre Gedankengänge sind nicht immer ganz durchdacht, beispielsweise wenn sie darüber redet, dass sie die Herrscherin des Hauses des Biests werden möchte und das durch pure Gewalt. Aber sie durchläuft eine realistische Charakterentwicklung und das Mädchen, das ganz allein ist und niemanden braucht außer ihren unsichtbaren Freund, sucht sich Freunde und Verbündete.

Dadurch, dass Verrat und Intrigen im Spiel sind, bleibt es unberechenbar und ich finde es toll, wie menschlich sie ist, trotz großartiger Schwertkunst und der Magie des Biests. Ich muss jedoch gestehen, dass die Story besser gewesen wäre, wenn im Klappentext nichts über den Tod ihrer Mutter stehen würde, denn so wussten wir was passiert und die Hoffnungslosigkeit und das Aufgeben ihrer Selbst kommen nicht ganz bei mir an. Faszinierend finde ich die Verwebung der magischen Kräfte der vier Häuser, wie das eine Haus heilen kann und das andere beispielsweise aus Menschen Maschinen baut. Und eben Alma und ihre Familie, die mit einer Metall-Prothese an der Stelle des Armes die stärksten Krieger sind.

Auch die Nebencharaktere beeinflussen die Geschichte und die einzelnen Motive der wichtigen Persönichkeiten herauszufinden, ist spannend. Trotzdem liegt der Fokus sehr stark auf Alma, sodass andere Personen leicht an den Rand gedrängt werden. Eine weitere faszinierende Person ist Aster, Almas unsichtbarer Freund. Man weiß nicht, was er vorhat, wer er überhaupt ist und was seine Rolle in dem ganzen Geschehen ist. Ist er wirklich Almas bester Freund? Und warum sie? So viele Fragen und am Ende werden sie auch zufriedenstellend beantwortet. Durch seinen mysteriösen Hintergrund wusste ich nicht, was ich von ihm halten soll, aber wie er mit Alma umgeht, ist wirklich süß.

Diejenigen, die eine krasse Liebesgeschichte wie angepriesen erwarten, muss ich leider enttäsuchen, denn auch wenn sich die Protagonisten näher kommen und ab und zu von Küssen und eventuell von Liebe die Rede ist, geschieht das nebensächlich und nimmt so gut wie keinen Raum ein. Für diejenigen, die mal einen Fantasy-Einzelband ohne große Liebe lesen wollen, ist dieses Buch auf jeden Fall geeignet.

Das Ende war mit dem Plottwist und dem finalen unvorhersehbaren Kampf gigantisch und holt noch einmal alles raus. Während in den ersten 50% des Buches trainiert wird und Vorbereitungen getroffen werden, ist die zweite Hälfte sehr spannend und actiongeladen, sodass man alles stehen und liegen lassen will, um das Buch zu Ende zu bringen. Schließlich möchte jeder aus Almas Familie in der Schwattenwelt, die sich nur für drei Tage öffnet, den Gegner besiegen und Anführer des Hauses werden, mit de ganzen Macht die damit einhergeht. Das ist eine grandiose Grundlage für Spannungen und Kämpfe an verschiedenen Fronten. Und vielleicht ist nicht alles so, wie es den Anschein hat...

Insgesamt ist "House of the Beast" als Debütroman der Autorin sehr gut gelungen und ein solides Buch für zwischendurch, wenn man mal keine langen Buchreihen lesen möchte!