Im Original vermutlich amüsanter

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Der irische Volkskundler David Slattery legt mit diesem Buch eine humorvolle Anleitung zum Irischsein vor. Er zeigt dabei auch ein sympathisch hohes Maß an Eigenironie. Aufgabe eines Volkskundlers ist es in seinen Augen, Kuriositäten im Verhalten bloßzulegen, was den Inhalt des Buches ziemlich genau beschreibt. Die Themen, die in zehn Kapiteln behandelt werden, sind ganz vielfältig und decken die wichtigsten Stationen und Ereignisse im Leben der Iren wie Beerdigungen, Hochzeiten, das Berufsleben, den Umbau des eigenen Hauses und die Kneipenkultur ab. Kurzum, mit diesem Buch lernt man alles, was man braucht, um für einen echten Iren gehalten zu werden. Am wichtigsten ist sicherlich die Lektion darüber, wie man richtig „nervt“. Zu Beginn jedes Kapitels zitiert der Autor Autoritäten wie William Butler Yeats, Sigmund Freud und Bart Simpson.

Äußerlich ist das Buch mit dem knallgrünen Farbton und den flauschigen Schäfchen und Wolken ein echter Hingucker, auf der Innenseite des Umschlages ist der Autor selbst zu sehen – bei einem Fußbad am Tisch einer Dubliner Bibliothek. Bei diesem Bild wird jeder Leser schmunzeln müssen und auch der Beginn des Buches ist höchst amüsant und auch informativ, man lernt tatsächlich einige Dinge über Irland und die Iren. Leider lässt das Vergnügen relativ schnell nach. Besonders im hinteren Teil des Buches kann bei Kapiteln wie „Berufsleben“, „Weihnachten“ oder „Politik“ zudem nicht gesagt werden, dass es sich bei dem beschriebenen Verhalten um ein typisch Irisches handelt. Der Humor nimmt zum Ende des Buches hin stark ab und der rote Faden geht endgültig verloren. Das Ende ist abrupt – ein Nachwort oder wenigstens Schlusswort wäre schön gewesen.

Problematisch ist auch die Übersetzung des Buches, die leider besonders bei schwierigen Passagen einfach nicht gut gelungen ist. An Stellen, wo im Original vermutlich moderne englische Ausdrücke und „coole“ Sprüche standen, gelingt es der Übersetzerin nicht, eine adäquate Übersetzung zu finden, ihre Lösung klingt veraltet oder steif. So werden ausländische Neuankömmlinge in Kapitel 3 fortlaufend „Hereingeschneite“ genannt, was gerade in der Frequenz, in der das Wort da gebraucht wird, sperrig klingt. Möglicherweise wäre es besser gewesen, die englischen Ausdrücke zu übernehmen, was natürlich das Lesepublikum eingeschränkt, dem Text aber eine höhere Qualität verliehen hätte. Natürlich wirft das gewissermaßen die Frage auf, warum dann überhaupt die Übersetzung anstatt des Originals gelesen werden sollte.

Bei so viel Wortwitz, Neologismen und kulturell geprägten Begriffen ist es nicht verwunderlich, dass die Übersetzung schwerfällt. Ohne Zugriff auf den Originaltext ist es unmöglich zu beurteilen, ob eine bessere Übersetzung machbar gewesen wäre. Dennoch fällt es ausreichend negativ auf. Gerade dieses Buch ist sicher im Original amüsanter – mehr aber leider nicht, was nur eine mittelmäßige Bewertung von drei Sternen erlaubt.