Begeistert!
Ich weiß gar nicht, wann mich ein Sachbuch zuletzt so berührt hat. „How to Know a Person“ ist eines dieser Bücher, das man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Nicht weil es spannend wie ein Roman ist, sondern weil es sich beim Lesen anfühlt, als würde man sich gleichzeitig ein bisschen mehr in sich selbst und ein bisschen mehr in andere Menschen verlieben.David Brooks schreibt so, dass man sich sofort angesprochen fühlt. Es ist nicht kompliziert oder akademisch, sondern ehrlich, offen und leicht verständlich. Dabei geht es um etwas, das eigentlich ganz selbstverständlich klingt. Andere wirklich zu sehen und zu verstehen. Aber je weiter man liest, desto klarer wird einem: So selbstverständlich ist das gar nicht. Viel zu oft reden wir aneinander vorbei oder hören gar nicht richtig zu. Was mir besonders gefallen hat, war der Gedanke, dass es zwei Arten von Menschen gibt: die, die andere heller machen, Illuminatoren, und die, die andere klein machen, Diminisher. Und plötzlich habe ich angefangen, mich selbst zu beobachten. Bin ich eher jemand, der andere heller macht? Oder neige ich dazu, sie zu übersehen? Allein diese Frage hat mich schon zum Nachdenken gebracht. Aber das Buch bleibt nicht bei solchen Gedanken stehen, es zeigt auch ganz praktisch, wie man besser zuhört, wie man Fragen stellt, die wirklich etwas auslösen, und wie man Nähe schaffen kann, auch wenn es schwerfällt. Zwischendurch erzählt Brooks von eigenen Begegnungen, die manchmal berührend, manchmal lustig, manchmal traurig sind. Gerade das macht das Buch so menschlich. Ich hatte oft das Gefühl, er nimmt einen an die Hand und sagt: „Guck mal, so geht’s auch. Du kannst das lernen.“ Was ich ganz besonders schön fand: Es geht nicht nur darum, andere besser zu verstehen, sondern auch darum, sich selbst zeigen zu dürfen. Und gesehen zu werden. Vielleicht ist das am Ende das größte Geschenk, das wir einander machen können. Für mich war das Buch eine kleine Reise, leise, freundlich, ehrlich, die mich daran erinnert hat, wie viel Tiefe in jedem einzelnen Menschen steckt, wenn man sich nur traut, genau hinzuschauen. Klare fünf Sterne. Und ein stilles Danke an David Brooks.