3,5 Sterne für ein Buch mit tollem Schreibstil und guten Ideen, aber auch viel ungenutztem Potential

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lesezauber Avatar

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Meinung:
Die Kurzbeschreibung hat mich gleich angesprochen. Ich finde das Grundthema extrem interessant und auch das Cover total schön, auch wenn die Protagonistin natürlich mal wieder keine roten Haare hat. Aber ich war sehr gespannt auf die Geschichte.

Leider hat sie mich jetzt am Ende doch sehr zwiegespalten zurückgelassen.

Protagonistin Shae lebt in einer sehr kalten und feindseligen Welt. Sie erfährt sehr viel Hass und Abneigung und muss sich durchkämpfen. Aber auch rund herum ist es gefährlich, da das System darauf aufbaut, dass Bürger und Familien sich gegenseitig verraten, in der Hoffnung, dass ihre aussichtlichslose Lage etwas besser wird. Und es wird nichts hinterfragt, damit man die herrschenden, magiefähigen Barden nicht auch noch gegen sich auf bringt.

Shae ist anders. Sie eckt oft an mit ihrer eigensinnigen Art und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt sie nicht mehr locker. Dabei kann sie auch sehr verletztend sein, aber prinzipiell ist sie mutig, hat das Herz am rechten Fleck und war mir sympathisch. Auch wenn sie extrem naiv ist und man sie oft einfach schütteln möchte. Das Gute daran war aber, dass ich ihre Naivität im Großteil doch auch nachvollziehen konnte. Sie war noch nie weg aus ihrem kleinen Dorf und in so einer kalten Welt will man jeden Strohhalm nach Güte greifen.

Viel schwerer habe ich mich damit getan, dass die ganzen anderen Figuren sehr blass bleiben. Es ist keiner dabei, der wirklich gut ausgereift ist und der greifbar wird, auch wenn es am Ende ein paar interessante Entwicklungen gibt.

Und die gleiche Kritik muss ich auch an der beschriebenen Welt und dem Magiesystem üben, es bleibt alles viel zu blass. Die Welt ist arm und kalt und es gibt Magie, aber viel mehr wird nicht bekannt. Nicht, wie es dazu kam, obwohl von Nachbarländern gesprochen wird, erfährt man nicht mehr davon, und obwohl man weiß, dass die Magie irgendwas mit Beschwörungenn zu tun hat, habe ich mich das ganz Buch über schwer getan mir wirklich was darunter vorzustellen, bzw. sie einzuordnen. Genauso wie die verboteten Worte und die geheimnisvolle Krankheit der Flecken.

Wirklich positiv ist, dass sich die Geschichte die meiste Zeit extrem schnell lesen lässt und einen guten Unterhaltungswert hat. Nur kurz vor Ende fand ich einen Teil recht wirr und schwierig zu lesen, was aber auch dran liegt, dass es auch für die Protagonistin so wirr ist. Aber insgesamt mochte ich den Schreibstil sehr gerne und fand ihn auch lebendig. Nur beim Rest wurde zu viel Potential verschenkt. Die Autorin hätte sich für ihre tollen Ideen mehr Zeit lassen können und diese auch mehr und vor allem teilweise auch stimmiger erklären sollen. Denn auch wenn ich mich oberflächlich gut unterhalten gefühlt habe, genauer Nachdenken darf man über die meisten Entwicklungen nicht, da man sonst schnell auf Logiklöcher stößt.

Das Ende war nochmal ein Lichtblick. Es gab einige unterwartete Entwicklungen und auch wenn es nicht total abgeschlossen ist, ist es auch kein Cliffhanger, sondern ich konnte das Buch recht zufrieden schließen. Vor allem fand ich es gut, dass die unausgegorene Liebesgeschichte nicht wirklich weiterverfolgt wurde. Obwohl das in der Fortsetzung wohl nochmal Thema sein wird.

Fazit:
Ein Debüt, das mich zwar unterhalten, aber doch auch zwiegespalten zurückgelassen hat. Ich mochte die Ideen, den Schreibstil und zum Großteil auch die Protagonistin, dafür sind aber die anderen Figuren, die Welt an sich und auch das Magiesystem zu blass geblieben. Es wurde alles nur angekratzt und hält einem oberflächlichem Lesen solide stand, aber wenn man genauer drüber nachdenkt, stößt man doch auch auf einer Logiklöcher und vermisst Details und Erklärungen.
Somit vergebe ich am Ende solide 3,5 Sterne, da das Gefühl beim Lesen trotz der ganzen Kritikpunkte positiv war und hoffe, dass die Autorin das Potential im Abschlussband besser nutzen kann.