Faszinierende Fantasy über die Macht der Worte

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april1985 Avatar

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Hush - Verbotene Worte ist ein Fantasyroman, bei dem die Meinungen ziemlich auseinandergehen. Und wie es letztlich so ist, hat bei mir die Neugierde gesiegt und ich habe mir kurzerhand das Hörbuch über Audible geladen, welches von der wunderbaren Dagmar Bittner eingelesen wurde. Dagmar Bittner hat Protagonistin Shea einen starken Ausdruck verliehen und ich habe mich recht schnell in der mittelalterlich gestalteten Welt verloren. Natürlich ist es aber in erster Linie Dylan Farrows geschickter Umgang mit den Worten, welcher eine regelrechte Sogwirkung bei mir ausgelöst hat. Manipulation, Vertuschung, gefährliche Mächte, Wahnsinn und Realitätsverlust, eine mysteriöse und tötliche Krankheit - ziemlich geniale Themen, welche die Autorin aufgreift. Es hat sich zwar leider nicht alles komplett für mich erschlossen, aber bis auf ein paar kleine Schwächen habe ich mich tatsächlich bestens unterhalten gefühlt.

Dylan Farrow hat sich für ihr Fantasydebüt ein unglaublich faszinierendes Thema ausgesucht - die Macht der Worte. Protagonistin Shae lebt in einer Welt, in der gesprochene und geschriebene Worte äußerst gefährlich sein können. Einzig den Barden des Hohen Hauses, welche das verarmte Land mit eisener Hand regieren, ist es erlaubt mit Worten Magie zu wirken. Sie führen Beschwörungen aus, die sowohl für Glück und Segen, als auch für Verlust sorgen können. Es ist also kein Wunder, dass die Menschen den Barden sehr unterwürfig und ängstlich gegenüber stehen. Doch Shae selbst hat ebenfalls eine besondere Gabe, die sie vorallem vor den Barden geheim halten muss. Denn alles was sie stickt, wird Wirklichkeit. Als ein furchtbares Ereignis Shaes Leben komplett durcheinander wirft, sieht sich das junge Mädchen gezwungen Hilfe und auch Antworten bei den Barden zu suchen - eine Mission, welche Shae nahezu den Verstand raubt.

Ich habe Shae trotz all ihrer Schwächen als Protagonistin sehr lieb gewonnen. Ja, sie ist sehr naiv, sie vertraut zu schnell, sie ist stur und ihre Handlungen teilweise überstürzt. Und doch beweist Shae Mut, als sie sich den Barden anschließt. Ich habe jedenfalls sehr mir ihr mitgefiebert, auch wenn ich ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte.

Bis zu Shaes Aufbruch zu den Barden wird die Geschichte eher ruhig erzählt. Wir bekommen einen ersten Eindruck von Montane, einer mittelalterlich anmutenden Welt, in der die Menschen in Angst vor den blauen Flecken leben. Auch Shaes Bruder ist als Kind den blauen Flecken zum Opfer gefallen, was dazu geführt hat, dass Shaes Mutter verstummt ist. An dieser Stelle erhalten wir schon mal ein gutes Bild davon, welch tötliche Macht Wörter und Tinte in Montane haben können. Ich hätte gerne noch mehr dazu erfahren, doch Dylan Farrow bleibt hier eher wage und so müssen wir uns als Leser leider mit ein paar wenigen Informationen zu dieser schrecklichen und mysteriösen Krankheit zufrieden geben.
Überhaupt geizt die Autorin mit tiefergehenden Informationen, insbesondere was das Worldbuilding und die Magie betrifft. Wir erfahren zwar so einiges aus dem Wirken und Handeln der Barden, so richtig begreifen und fassen, konnte ich die Magie aber bis zum Schluss hin nicht richtig. Und auch die Barden selbst warfen Fragen bei mir auf. Ich hätte gerne mehr zu ihnen erfahren; woher zum Beispiel ihre Begabung kommt oder wie sie überhaupt an die Macht gekommen sind. Trotz dieser Lücken war ich dennoch durchwegs gefangen und an die Seiten gefesselt.

Wie ich oben schon geschrieben habe, hat Dylan Farrow ihre Geschichte eher ruhig, dafür sehr stimmungsvoll aufgebaut. Das ändert sich als sich Shaes Weg mit dem der Barden kreuzt. Ab da wird die Geschichte lauter, teilweise aber auch verwirrender. Genauso wie Shae konnte auch ich bald nicht mehr Realität und Wahnvorstellung voneinander unterscheiden. Was entspricht noch der Wirklichkeit? Wer ist Freund, wer Feind? Ein Spiel der Irrungen und Wirrungen und zugleich eine Tatsache, die eine unglaubliche Sogwirkung auf mich hatte. Hush punktet im weiteren Verlauf auch noch mit so einigen überraschenden Wendungen und Handlungsverläufen, die mich tatsächlich verblüfft haben. Auch das Ende hat mich überrascht und macht auf jeden Fall Lust auf mehr.

Der zweite Teil ist es auch, in dem ich meine Hoffnungen setze, dass so manche Lücke noch gefüllt wird und meine offenen Fragen zur Gänze beantwortet werden. Trotz einiger Schwachpunkte, die vorallem mangelnde Tiefe betreffen, habe ich Hush sehr gerne gehört und daher gibt's auch eine Lese- bzw. Hörempfehlung.

Fazit

Hush - Verbotene Worte ist ein beeindruckender und faszinierender Debütroman aus der Feder von Dylan Farrow. Die amerikanische Autorin hat sich eines unglaublich spannenden Themas bedient - die Macht, die hinter Worten - egal ob gesprochen oder geschrieben - steckt. Hush ist eine Geschichte über Manipulation, Vertuschung, Wahnsinn und Realutätsverlust, sowie gefährliche Mächte und eine mysteriöse, tötliche Krankheit. Auch wenn in der Umsetzung so einige Schwachstellen sind, habe ich gebannt die Geschichte verfolgt, denn Dylan Farrow weiß es geschickt mit Worten umzugehen und Spannung aufzubauen. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf die Fortsetzung.