Slow Story

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straßenprinzessin Avatar

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“Aber das ist das Tückische an Worten. Wenn man sie einmal gesagt hat, gibt es kein Zurück mehr.“ (Seite 90)

Wie viele andere Leser*innen habe auch ich mich unglaublich auf dieses Buch gefreut, denn der Grundgedanke dahinter gefällt mir gerade in der heutigen Zeit sehr gut.

Worte haben Macht!
Sie formen uns.
Sie bilden uns.
Sie manipulieren uns.
Sie sind alles und nichts, können schön oder traurig sein, wütend oder sanft.

Die Realität zeigt uns, zu was Worte fähig sind. Sie vereint Menschlichkeit, schafft aber auch Abgründe.

Das ganze in diesem Jugendbuch mit einem Touch Magie und einer großen Not und der einhergehenden Ungerechtigkeit und der damit verbundenen Unterwerfung gegenüber Mächtigen zu verbinden, hat mich am Anfang richtig neugierig gemacht und am Ende auch gut unterhalten.

Shae (was für ein toller Name!) ist eine wirklich liebenswerte Protagonistin. Ich mochte sie, auch wenn ihre Entwicklung nicht so stark war, wie ich es erwartet habe.
Am Anfang fand ich sie sehr mutig und willensstark, wenn zugleich auch verletzlich. Sie hatte so tolle Voraussetzungen um sich zu einer starken jungen Frau zu entwickeln. Leider hatte ich die ganzen 410 Seiten lang nicht das Gefühl, dass es eine Weiterentwicklung gab. Keine Frage, sie blieb die ganze Zeit liebenswert und ich war gern an ihrer Seite, aber es gab keine Überraschungen. Man ahnt schon vor Shae selbst, wie sie in der auf sie zukommende Situation wohl reagieren wird.
Das hat die ganze Story nicht schlechter gemacht, aber einiges vom Spannungsbogen genommen.
Vielleicht hätte es Shae ganz gut getan, wenn sie jemanden an ihrer Seite gehabt hätte. Obwohl sie schnell den Leuten vertraut oder auch misstraut, ist sie sehr naiv und einsam.
Potenzial an liebenswerten Nebenfiguren gab es mehr als genug und ich habe dahingehend auch große Erwartungen an den 2. Teil.

“Manchmal bedeutet, außergewöhnlich zu sein, auch, außergewöhnlich einsam zu sein.“ (Seite 242)

Der Schreibstil ist sehr seicht und trotzdem angenehm bildhaft. Obwohl mir die Geschichte ein wenig zu lang gezogen wurde, 100 Seiten weniger hätten es bestimmt spannender gemacht, habe ich an jeder Seite gehangen. Auch hier habe ich wieder große Erwartungen an den 2. Teil, nachdem sich dieser Teil wie eine lange, wirklich laaange Einleitung angefühlt hat, ist nun die Zeit für Action gekommen.

Ein schönes Gimmick ist die Landkarte von Montane gleich zu Anfang auf der Buchinnenseite und auch das Cover ist wunderschön. Allerdings versteh ich nicht, warum die junge Frau darauf Rothaarig ist. Sicherlich soll das Shae sein, doch diese ist BRAUNhaarig, immerhin die niedlichen Sommersprossen stimmen überein.

Alles in allem ist dieses Buch ein netter Anfang und ein guter Startschuss für einen sehr guten 2. Teil. Dieser wird dann hoffentlich ein bisschen näher am (Klappentext)Thema sein.
Die Anmerkung der Autorin fand ich wirklich liebevoll geschrieben, doch die Verbindung zwischen meToo und diesem Roman fällt mir doch schon recht schwer. Ich steh auf Feminismus und finde diesen wirklich wichtig, aber das erledigt sich nicht, in dem die Protagonistin einfach nur weiblich ist. Auch hier darf im 2. Band bitte viel mehr kommen!

Trotz meinem Mimimi, mochte ich die Story wirklich und freue mich auf weitere Geschichten!