Viel zu schnell, viel zu plötzlich

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rosecarie Avatar

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In Montane muss man aufpassen, was man sagt. Worte haben Macht und können großes Unglück herbeiführen. Tinte führt zu tödlichen Krankheiten und unbedachte Worte können dich und deine Liebsten verfluchen. Shae ist von einem solchen Fluch betroffen und ihren Bruder hat sie bereits an die blaue Fleckenkrankheit verloren. Ihr Dorf ist von einer lang andauernden Dürre betroffen und nur der Segen der Barden des Hohen Hauses kann dem Dorf Regen bescheren. Doch der Besuch der Barden endet mit dem Tod ihrer Mutter und niemand will ihr glauben. Niemand will ihr die Wahrheit sagen. Und so beschließt Shae kurzerhand, das Dorf zu verlassen und sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit zu machen.

Die Gestaltung der Seiten gefällt mir richtig gut. Von solchen Aufmachungen der Kapitel bin ich echt ein Fan :)

Den Einstieg fand ich super. Durch die bildhaften Beschreibungen der Infizierten und die Folgen, wurde eine düstere Atmosphäre transportiert. Die ersten Seiten machen neugierig und direkt Lust auf das Buch. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen.

Schon nach kürzester Zeit bekam ich allerdings Schwierigkeiten beim Lesen. Die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander wurden nicht ordentlich eingeführt, sodass ihre Handlungen überhaupt nicht nachvollziehbar waren. Die Dialoge waren verwirrend und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, etwas verpasst zu haben, etwas nicht zu wissen, was für die Gespräche und Begegnungen irgendwie wichtig gewesen wäre. Ich habe bis zuletzt keine Connection zu den Figuren aufbauen können. Hinzu kam noch, dass die Protagonistin in ihren Handlungen und Motiven nicht konsistent war. Sie wurde einerseits als eine kluge junge Frau präsentiert, handelte aber ständig unüberlegt und wider besseren Wissens. Dann war sie zunächst ängstlich und zu 100 Prozent obrigkeitshörig, im nächsten Moment ist sie den Barden gegenüber unverschämt und hinterfragt plötzlich die Realität, von der sie bisher unumstößlich überzeugt war. Vieles, was die Figuren taten oder sagten, war einfach unglaubwürdig bzw. nicht authentisch.

Ein Lichtblick in diesem Buch war für mich Ravod. Er ist ein echt sympathischer Typ. Ich glaube, er ist der einzige, den ich von Anfang an leiden konnte. Ich mochte, wie Shae und er sich anfreundeten. Wobei das alles etwas schnell ging.

Denn ein weiterer Kritikpunkt ist die Erzählgeschwindigkeit des Buches. Ich fühlte mich von der Autorin total mitgeschleift und gar nicht abgeholt. Viele Handlungsstänge wurden bloß angeschnitten oder innerhalb von wenigen Zeilen mal eben kurz abgevespert. Immer, wenn es in der Geschichte die Möglichkeit gab, Spannung aufzubauen, wurde sie verschenkt. Jedes Problem wurde innerhalb kürzester Zeit gelöst. Es gab Momente, da hab ich erst gemerkt, dass Shae in Schwierigkeiten steckte, nachdem es schon wieder vorbei war. Warum hatte die Autorin es nur so eilig. Die vielen guten Ideen, die der Geschichte zugrunde liegen, hat sie einfach nicht auserzählt. Das ist so schade.

Ab der zweiten Hälfte nahm die Erzählgeschwindigkeit glücklicher Weise etwas ab. Ich konnte zu dem Zeitpunkt dann ein bisschen besser in das Buch eintauchen.

So richtig überraschen konnte mich das Buch letzten Endes nicht. Die Ideen sind super und grundsätzlich gefällt mir die Geschichte gut, aber 200 Seiten mehr hätten dem Buch sicher nicht geschadet. Es war aber trotzdem sehr kurzweilig und ich hab mich gut unterhalten gefühlt.