Aufgewühlt, durchgekaut und ausgespuckt - erschütternd schön

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lefra Avatar

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Ich weiß nicht, ob mich je eine Leseprobe so aufgewühlt, durchgekaut, ausgespuckt und vollkommen erschüttert zurückgelassen hat, wie diese.

Zwar habe ich noch nie etwas von dieser Autorin gehört, dennoch hat mich im ersten Augenblick das wunderschöne Buch neugierig gemacht. In der nahezu fantastisch anmutenden Verpackung versteckt sich aber eine so inhalts- und gefühlvolle Geschichte, dass man gar nicht anders kann als die Seiten schnell wegzulesen. Mit jeder Seite wird der Kloß im Hals größer, sind die Themen doch so tragisch. Insbesondere wenn man selbst Krankheit und Verlust zur genüge erlebt hat.
Die vier/fünf Freunde sind so originelle, ungesehene Charaktere. Keinen von ihnen gab es so bisher und von keinem bekommt man das Gefühl sie schnell kennenzulernen. Es fühlt sich mehr an als würde man eine Zwiebel nach und nach entblättern, auch wenn ihre Zeit damit immer schneller abläuft, bis nichts mehr von ihr übrig ist.
Die Sprache ist so wortgewaltig und atemberaubend dramatisch, ohne gestelzt zu wirken. Sogar für Humor und eine Prise Hoffnung ist Platz zwischen der sehr ernsten Thematik. Wer mir nicht glaubt, lest die Leseprobe. Ich werde das Buch in jedem Fall lesen.

"Durch deine Adern treibt eine Bombe namens Krankheit.
Du kannst sie nicht entschärfen. Du kannst sie nicht zerstören. D kannst nicht vor ihr davonlaufen.
Zeit, Krankheit und Tod funktionieren auf diese klägliche Art. Sie genießen es, Schlingen aus Angst zu knüpfen, und sie lieben es, Spielchen zu spielen. Schatten sind ihre Werkzeuge; sie krümmen sich wie unheimliche Finger um deine Schultern, locken dich in die Dunkelheit und nehmen deinen Körper, deinen Geist und alles, was ihnen gefällt mit.
Zeit, Krankheit und Tod sind die größten Diebe der Welt.
Zumindest waren sie das.
Bis wir kamen. Vier Freunde, die nicht an Bomben glauben."

S.13f.