Noch Luft nach oben

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lunamonique Avatar

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„I.Q.“ ist der Debütroman von Autor Joe Ide. Joe Ide setzt auf eine Hauptfigur mit besonderem Ermittlungstalent.

Isaiah Quintabe, Spitzname I.Q., ist als Detektiv ohne Lizenz im Untergrund tätig. Er braucht dringend einen lukrativen Auftrag. Ausgerechnet sein ehemaliger Mitbewohner Gangsta Juanell Dodson hat einen Klienten, bei dem das Geld locker sitzt. Zähneknirschend nimmt Isaiah das Angebot an. Auf Rapper Cal wurde ein ungewöhnlicher Mordanschlag verübt. Kann er den Fall aufklären?

Der Prolog gibt Einblick in die Welt eines Pädophilen, der nah dran ist, seine erste Entführung zu begehen. Es fehlt dem Täter eindeutig an Intelligenz. Boyds unberechenbarer Ehrgeiz, sich endlich ein Mädchen zu beschaffen, sorgt für Beklemmung. Die Geschichte beginnt unterhaltsam mit Isaiah, der von Deronda bedrängt wird. Was sind ihre wahren Gründe? Spannung kommt mit einer zufälligen Beobachtung I.Q.s auf. Das Tempo nimmt zu. Eine Verfolgung lässt den Atem stocken. Sehr gelungen inszeniert! Anhand von Rückblenden erfährt der Leser mehr übers I.Q.s Vergangenheit und einen schweren Schicksalsschlag, der ihn geprägt hat. Hat sich I.Q. aus dem dunklen Loch befreit? Bewundernswert sind seine Intelligenz, Beobachtungs- und Kombinationsgabe. Es ist fesselnd, ihm bei den Ermittlungen zu zuschauen. Isaiah Quintabe eignet sich perfekt für eine Thriller-Reihe. Er hat Charisma, Coolness und genügend Ecken und Kanten. Die Gegensätze I.Q. und Dodson haben Unterhaltungswert. Wer unterschätzt wen? Autor Joe Ide schafft es, die Geschichte sehr real erscheinen zu lassen. Mit viel Raffinesse schachtelt er besonders am Anfang die Ereignisse aneinander. Etwas viel Raum nehmen die Rückblenden ein. Das Tempo wird davon zu oft ausgebremst. I.Q.s Gegner erweist sich als kaltblütig und skrupellos. Die Gefahr für das Ermittler-Team I.Q. und Dodson nimmt zu. Nicht so passend ist die gestelzte Sprache von Junior. Auch das Verdächtiger-Wirrwarr geht nicht so gut auf. Zum Schluss wird es etwas langatmig mit geballten Infos. Gelungen ist eine kleine Überraschung am Ende. Besser wäre es gewesen, wenn sich das rasante Tempo vom Anfang durchweg gehalten hätte. Der Thriller hat zwar einige fesselnde Szenen aufzuweisen, verliert aber immer wieder an Atmosphäre. Sehr gut und Mittelmaß wechseln sich ab.

Das Cover mit dem übergroßen „IQ“ und Teil eines Gesichts passt perfekt zur Geschichte und zum Thriller-Genre. Es verrät wenig, macht aber neugierig. Das Buch hat seine Vorzüge. „I.Q.“ ist anders als andere Thriller, spielt in ungewöhnlichen Milieus. Für Band 2 wäre noch etwas Luft nach oben.