Gruseliger Mord im Hamburger Reeperbahn-Milieu

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marionhh Avatar

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Hauptkommissar Albrecht wird nachts aus dem Bett geholt und zu einem Mord in einem Bordell nahe der Reeperbahn gerufen. Was ihn dort erwartet, erschüttert ihn in den Grundfesten: Sein Kollege wurde brutal verstümmelt und ermordet. Und das während eines Auftrags, zu dem er, Albrecht, ihn persönlich abgestellt hatte!

Die Story ist ziemlich starker Tobak, was wohl auch an dem sehr drastischen Erzählstil liegt. Schon das Cover lehrt einem das Fürchten. Der Schreibstil ist eindringlich, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig, da nicht unbedingt flüssig. Dennoch werden Szenarien und Personen sehr bildhaft beschrieben, und der Leser wird förmlich ins kalte Wasser geworfen. Eigentlich ein klassischer Krimi: Ein Toter wird brutal zugerichtet, ein Team um Hauptkommissar Albrecht ermittelt. Dennoch ist dies viel komplexer als zunächst angenommen, denn die Sache kann von den Ermittlern natürlich nicht mit der notwendigen Distanz betrachtet werden. Man fragt sich, was die Vorgeschichte war und was da in Albrechts Kopf abgelaufen ist. Der Klappentext gibt Hinweise darauf, dass der Fall verwandt ist mit einem 30 Jahre zurückliegenden und es bald noch sehr viel mehr und brutalere Morde geben wird.

 

Erneut ist nach der Leseprobe noch unklar, was der Prolog mit der ganzen Geschichte zu tun hat, er weckt aber die Spannung, und der Zusammenhang wird sich vermutlich am Ende zeigen. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht des Hauptkommissars Albrecht und seiner Mitarbeiterin, Kommissarin Hannah Friedrichs. Interessanterweise werden deren Passagen in der Ich-Form erzählt, Albrechts jedoch in der dritten Person, und Friedrich ist auch diejenige, die den Leser anspricht und ihn vor den Alpträumen in Albrechts Kopf warnt. Beide Perspektiven geben jedoch intensive Einblicke in die Gedankenwelt der jeweiligen Person. Albrecht ist offenbar jemand, der sich sehr gut in die Köpfe anderer – auch der Täter? – hineinversetzen kann, der, wenn einen Fall hat, diesen mit nach Hause nimmt und darüber grübelt, bis er gelöst ist.

 

Wie dies alles zusammenhängt ist noch unklar, die Geschichte baut sich langsam auf, der Mord ist gerade erst passiert. Trotz des etwas anstrengenden Stils ist der Leser durchaus gespannt und gefesselt und sieht mit wohligem Gruseln die verstümmelte Leiche vor sich. Ein Thriller, der den „klassischen“ Thrillern mit ihren Psychopathen, Ermittlern-mit-eigenen-Problemen und düsteren Settings in nichts nachsteht!