Langweiliger Genre-Mix

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
nickimaus Avatar

Von

Im Normalfall geht es in Büchern über Serienkiller darum, einen solchen zu fassen. Interessanter wird es da schon, wenn es aus der Sicht eines Serienkillers geschrieben ist. Meist sind diese ja überzeugt von ihrem Tun. Ein ganz toller Einfall ist es wenn jemand merkt, dass er zu einem solchen Monster wird und versucht dagegen anzukämpfen. Etwas Vergleichbares ist mir eigentlich noch nie begegnet und deswegen ist das Buch in meine Wunschliste gewandert und als ich dann auch noch auf der Leipziger Buchmesse eine signierte Ausgabe entdeckte, musste ich das Buch natürlich sofort haben.

Zunächst einmal: Es ist eine Mogelpackung! Das Buch ist als "Thriller" betitelt, was er nur zum Teil ist und auch der Klappentext hält nur bedingt, was er verspricht. Dan Wells konnte sich anscheinend nicht entscheiden, was er nun veröffentlichen will. Es beginnt als Psychogramm eines geistig gestörten Jugendlichen, der sich bewusst ist, dass er ein Soziopath ist und keine Empathie empfinden kann. Deswegen ist er auch bei einem Psychiater in Behandlung und auch seine Mutter weiß von seinen seltsamen Neigungen. Ist dieser Anfang noch ganz interessant und konnten auch die Thriller-Elemente einigermaßen überzeugen, driftet die Geschichte nach einiger Zeit ab in einen schlechten, eintönigen und langatmigen Horrorroman. Ich dachte anfangs, der Protagonist bildet sich das nur ein. Eigentlich sollte ich als Horrorfan ja einen Luftsprung machen, aber dieses Umschwenken von der einen auf die andere Sekunde von der Darstellung eines innerlich zerrissenen Jugendlichen in eine Dämonenjagd hat das Besondere an der Handlung zerstört.

Der Autor hat versucht, seine Hauptperson lebendig zu gestalten, aber meiner Meinung ist dies gründlich daneben gegangen. Ich konnte John weder Sympathie noch Antipathie entgegenbringen, er war mir ganz einfach gleichgültig. Sein gestörter Charakter und seine zweigespaltene Persönlichkeit kamen nicht so durch wie ich es mir gewünscht hätte und auch der Versuch, sarkastisch zu sein und John etwas schwarzen Humor einzuverleiben, ist misslungen.

Zudem hätte ich mir auf Grund der Thematik, dass der Protagonist besessen von Serienmördern ist, noch einige Querverweise mehr auf diese Menschen gewünscht.

Das Ende wiederum war dann ganz ok, wenn man das Buch "nur" als Spannungsroman betrachtet, und der Showdown hat schon eine kleine Gänsehaut erzeugt, was das Abdriften von "Ich bin kein Serienkiller" von "schlecht" in "grottenschlecht" gerade noch verhindert hat.

Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie kommt es mir auch so vor, als ob der überzeugte Mormone Dan Wells beabsichtigt hätte, nicht nur einen einfachen Roman zu schreiben, sonderen auch eine Message an den Leser rüberzubringen. Bei mir kam diese Pseudo-Selbsthilfe im Sinne von "Bezwinge deine Dämonen" aber überhaupt nicht an. Vielleicht sollte er zukünftig versuchen, in dieser Hinsicht kleinere Brötchen zu backen und sich für EIN Genre zu entscheiden und dieses lieber überzeugender vermitteln. Die angekündigte Fortsetzung "Mr. Monster" werde ich mir schenken, da ich den Langweiler John nicht nochmals einige Stunden begleiten werde.