Holpriger Einstieg

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marcello Avatar

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"Ich bin Tess" handelt von Leila, die sich nach dem Tod ihrer Mutter immer mehr in die Welt des Internets flüchtet. Über ein Spiel wird ihr die Seite Red Pill empfohlen, wo über philosophische Fragen diskutiert wird. Dort lernt sie Tess kennen, die ihrem Leben ein Ende setzen möchte. Leila übernimmt virtuell ihre Identität, doch wie lange lässt sich so ein Konstrukt aufrecht erhalten?
In der Leseprobe lernt man zunächst Leila und Tess kennen, die miteinander über eine Webcam kommunizieren, nur dass Leila nicht gesehen werden möchte. Tess ist mal gut drauf, mal eher weniger und plötzlich weiß Leila, das sie sie zum letzten Mal gesehen hat. Nun befindet sich Leila in einer Kommune in Spanien, wo vor einem Jahr auch Tess war und sie möchte ihren Spuren folgen. Nun erinnert sie sich daran, wie ihr Leben im Internat begann. Schon zu Schulzeiten gehörte Leila zu den Außenseiterinnen, aber das war okay für sie, da sie ja ihre Mutter und die gemeinsame Routine hatte. Nach Schulabschluss folgt sie dem Werdegang ihrer Mitschüler über Facebook. Schließlich erkankt ihre Mutter und sie hecken einen Plan aus, wie Leila nach dem Tod ihrer Mutter weiterleben soll. Zunächst zieht sie in eine gümstige Wohngegend und sie arbeitet hin und wieder für den Sohn einer Freundin ihrer Mutter und für ihn testet sie die Sicherheit von Programmen. Nachdem ihre Mutter dann wirklich gestorben ist, wird Leila von ihrer Freizeit regelrecht erschlagen und sie beginnt WoW zu zocken. Hierüber wird ihr das Forum Red Pill empfohlen, wo sich die Mitglieder philosophischen Fragen widmen. Nach wenigen Wochen bereits traut sich Leila erste Beiträge zu verfassen, wofür sie viel Lob erhält. Schließlich hält sie vom Moderator des Forums, Adrian, die Einladung, einen Test zu machen, wonach sie in das Elite-Forum zugelassen wird. Leila besteht und muss von nun an monatlich einen Beitrag überweisen. Hierüber erfährt Adrian ihren realen Namen und bittet sie um ein persönliches Treffen. Leila ist skeptisch.
Generell fand ich die Leseprobe gut. Das Thema ist brandaktuell und erinnert mich ein bisschen an Erebos. Problematisch fand ich, dass viele Erzählstränge angerissen wurden, die sich schwer in eine Zeitachse einfügen ließen. Zunächst der Beginn mit Tess, danach eine Kommune in Spanien, wo vor einem Jahr Tess war. Dann die Anfangsgeschichte mit dem Internet, wo es immer heißt: nachdem es passiert war. Alles sehr msyteriös. Hinzu kommt, dass man erst relativ spät erfährt, um wem es sich bei dem Ich-Erzähler handelt. Der Erzählstil ist jedoch ansonsten überzeugend. Es liest sich leicht und es entstehen viele Fragen, auf die man gerne eine Antwort hätte. Dennoch war der Einstieg etwas holprig, Interesse besteht aber trotzdem.