das Internet

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buecherliebe Avatar

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Leila lebt nach dem frühen Tod ihrer MS-kranken Mutter allein. Sie hat sich abgeschottet, scheint hochintelligent zu sein, aber vielleicht auch ein wenig autistisch? Alles muss sehr geordnet sein, keiner darf ihr zu nahe kommen...Deshalb hat sie sich einen Computerjob zugelegt, sie überprüft Programme, dafür muss sie nicht aus dem Haus gehen. In ihrer freien Zeit surft sie im Internet und stösst dabei auf ein Forum, in dem philosophische Themen diskutiert werden. Und so kommt sie in Kontakt mit dem Betreiber der Seite, der sie nach einiger Zeit zu einem persönlichen Gespräch einlädt und dabei einen ungewöhnlichen Vorschlag macht. Sie soll nach und nach die Internet-Kontakte von einer jungen Frau namens Tess übernehmen und damit in die Rolle dieser Frau schlüpfen. Tess ist lebensmüde, durch manisch-depressives Verhalten am Rand ihrer Kräfte und möchte sterben, ohne aber ihrer Familie und ihren Freunden Kummer zu bereiten. Leila soll also ihre Kontakte pflegen und nach und nach einschlafen lassen, so dass bald niemand sie mehr vermisst. Das ist allerdings ein Schwachpunkt der Geschichte, denn normalerweise denkt ein Selbstmörder nicht an die Folgen, die sein Tun bei seinen Angehörigen auslöst und außerdem wird sich die Familie nicht mit ein paar Mails oder gefakten Telefonanrufen abspeisen lassen - sicher nicht, wenn bis dato ein ganz gutes Verhältnis besteht.
Der Schreibstil gefällt mir ganz gut, teilweise hatte das Buch aber auch Längen. Der Schluss war vorhersehbar, eher nicht überraschend - denn dass so etwas nicht aus reiner Nächstenliebe gemacht wird, kann man sich vorstellen. Im Internet gibt es ja so einige merkwürdige Geschäftsideen...