Ich bin Tess

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Als Leilas Mutter stirbt, flüchtet sie sich in die Welt des Internets. In einem Philosophie-Forum namens Red Pill lernt sie dann den mysteriösen Adrian kennen, den Betreiber des Forums, den alle verehren. Eines Tages vermittelt Adrian Leila den Kontakt zu Tess, einer jungen Frau mit einer Krankeheit, die den Wunsch hat zu sterben. Weil sie aber ihre Freunde und Familie nicht verletzen will, beschließt sie unterzutauchen und sich im stillen das Leben zu nehmen, während Leila ihre Identität übernimmt. Zunächst läuft alles wie geplant, doch dann ergeben sich ungeahnte Komplikationen.

Die Geschichte läuft zunächst spannend an, als Leser interessiert vor allem die Frage, wie Leila in diese Situation hereingeraten ist und wie das eigentlich funktionieren soll, dass sie einfach so Tess' Identität übernehmen kann. Schnell wird dem Leser jedoch klar, dass es eine noch viel spannendere Frage gibt: Lebt Tess vielleicht noch? In Tagebuch-Form geschrieben wird die Geschichte rückblickend erzählt und es werden immer mal wieder kleine Andeutungen eingestreut, wie die Geschichte ausgeht und was aktuell passiert.
Im mittleren Teil lässt der Spannungsgrad dann jedoch nach, als dem Leser klar wird, wie das Projekt "Tess" funktioniert. Hier hätte man die Geschichte ruhig ein wenig raffen können, um die Spannung zu erhalten.
Im letzten Drittel kommt dann eine unerwartete Wendung, die den Leser wieder vollkommen in die Geschichte hineinzieht, so dass man das Buch kaum noch aus den Händen legen möchte. Das Ende wird dann relativ offen gehalten, was ich an dieser Stelle aber nicht als schlimm empfunden habe, weil die sämtliche anderen Fragen des Lesers befriedigend geklärt wurden.

Insgesamt ein durchaus lesenswertes Buch, das durch die Themen Internet, Sterbehilfe und Identität einen sehr aktuellen Bezug hat. Der Schreibstil der Autorin ist durchweg flüssig zu lesen und verschafft gute Einblicke in den Charakter von Leila.
Fazit: ein gelungenes Debüt!