Was ist hier eigentlich passiert?

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glücksklee Avatar

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Das, was in "Ich bin Tess" passiert, ist eigentlich kaum zu fassen. Leila, die Ich-Erzählerin, hat den Tod ihrer Mutter und die vorherige, lange Zeit ihrer Erkrankung zu verkraften; ihr mangelt es zudem an einem eigenen, sozialen Netzwerk, in das sie sich eingebunden fühlt. Mit den ehemaligen Mitschülern kann sie sich nicht identifizieren und so landet sie im Internet auf einer Seite Namens Red Pill. Diese wird von Adrian betrieben, der ihr schließlich auch ein Angebot unterbreitet: Er kennt jemanden, der sich umbringen möchte; um der Familie und den Freunden von Tess, so heißt die Frau, Schmerz und Trauer zu ersparen, soll Leila sich nach Tess "Auschecken" als Tess ausgeben - und zwar im Internet. Kann so etwas gutgehen?

Ich muss sagen, dass ich, nach anfänglichen Startschwierigkeiten, "Ich bin Tess" doch recht gut fand. Leila ist zwar ein merkwürdiger Charakter. Die Wahrnehmung von sich selbst, der Umwelt und den Verhaltensweisen von Menschen ist bei ihr irgendwie verschoben. Deshalb war sie wohl auch dazu in der Lage, das "Projekt" durchzuführen.

Besonders gut ist der Autorin gelungen, dass man sich, während des Lesens, ständig fragt, was eigentlich wirklich mit Tess geschehen ist.

Solides Erstlingswerk von Lottie Moggach, dem ich hier vier von fünf Sternen gebe.