Wer ist Tess? Wo ist Tess?

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madame klappentext Avatar

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"Ich bin Tess" [...] "Ich weiß ja nicht, was zum Teufel hier abgeht, aber eins ist mal sicher: Du bist definitiv nicht Tess." [...] "Natürlich bin ich nicht wirklich Tess." (S.297)

Inhalt: Leila erhält per Internet den Auftrag sich als Tess auszugeben. Tess selbst will sich umbringen, aus dem Leben "auschecken" wie sie sagt, und Leila soll danach Tess' Rolle im Netz (bei Facebook und in Mails) übernehmen, damit ihrer Familie und ihren Freunden Kummer erspart bleibt. Dabei könnten Leila und Tess nicht unterschiedlicher sein. Tess hat viele Freunde ist offen für alles und Leila lebt nach dem Tod ihrer Mutter zurückgezogen.
Leseeindruck: Die Story hat mich von Beginn an sehr interessiert. Mir sind ständig Fragen durch den Kopf gegangen, die sich damit beschäftigen, was jemanden dazu bewegt einer fremden Person der Art bei einem Selbstmord zu helfen. Kann man wirklich einen Menschen gänzlich ersetzten? Lässt sich das alles wirklich nur mit Rationalität erklären? So vielfältig, wie die Antwort auf diese Frage ist, ist auch das Buch selbst. Leila ist zwar ein rationaler Mensch, doch man merkt mit der Zeit, dass diese Aufgabe für sie mehr bedeutet als "nur" einer Fremden (oder doch Freundin?) zu helfen. Sie lernt sich dabei auch ein Stück selbst kennen. Leila ist in vielen Belangen des Lebens noch sehr unerfahren und naiv, in anderer Hinsicht handelt sie sehr professionell. Ihrem (nicht immer linearen) Bericht zu folgen war in manchen Fällen wie eine Achterbahnfahrt. Trotz ihrer objektiven Erzählweise merkt man doch wie viele Emotionen bei allen Beteiligten im Spiel sind.
Lieblingsnebencharakter: Connor, da er für Tess und Leila eine wichtige Person ist und das auf so verschiedene Art und Weise.
Fazit: Das Buch hält der Facebook-Gemeinde ein wenig den Spiegel vor, was passiert, wenn man sich nur noch virtuell begegnet. Wer sagt uns, was Wahrheit und was Fiktion hinter unseren Nachrichten ist? Gleichzeitig wird nie der erhobene Zeigefinger bemüht. Vielmehr entsteht eine spannende Story zwischen Krimi und Selbstfindung, bei der am Ende nicht alle Fragen beantwortet werden. Grundsätzlich hats mir gefallen. Ich hätte jedoch auch nichts dagegen noch mehr über Tess und Leila zu erfahren, daher 3/5 Sterne.