Der Brief

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herbert grießhammer Avatar

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Warum nenne ich die Rezension "Der Brief"? Nun, Trina, die Hauptprotagonistin erzählt die komplette Geschichte in einem Brief an ihre Tochter.
Trina lebt in Graun im Vinschgau. Es ist das Jahr 1923, Trina macht Abitur. Sie will Lehrerin werden. Doch Südtirol wird sowohl von Österreich, als auch von Italien beansprucht. Es kommt zu Reibereien in der Bevölkerung. Viele gehen nach Österreich. Doch Trina, die inzwischen geheiratet hat, bleibt mit ihrer Familie in der Heimat. Die Italiener übernehmen die Herrschaft über Südtirol, Trina findet keine Anstellung als Lehrerin. So bleibt sie halt Bäuerin auf dem heimischen kleinen Bauernhof. Doch mit fortschreitender Zeit beherrschen immer mehr die Deutschen ihre Heimat. Als ihr Mann mit einer Kriegsverwundung heimkommt und nicht mehr fort will, bleibt ihnen schließlich nur die Flucht in die Berge.
Doch das Schlimmste kommt erst noch: Man hat begonnen, eine Staumauer zu errichten. Ein Stausee wird ihr Dorf Graun komplett überfluten . Lange kämpfen alle Bewohner gegen das Projekt. Doch vergeblich: Alle müssen die Heimat verlassen. Übrig bleibt nur der Kirchturm, der bis heute einsam aus dem Wasser des Reschensees herausragt...
Einfühlsam, ja poetisch schildert der Autor die Not und Verzweiflung der Menschen, die den Verlust der Heimat nicht aufhalten können. Die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit tun ein Übriges, ihnen jeglichen Halt zu nehmen. Zuletzt wendet man sich an die Kirche. Doch auch von da kommt keine Hilfe. Noch ein Wort zu dem Brief. Trinas Tochter, für die er bestimmt war, hat die Heimat vor Jahren verlassen. Den Brief hat sie wahrscheinlich nie erhalten...

Ich habe selten ein Buch gelesen, das die damaligen Verhältnisse derart anschaulich geschildert hat. Man bleibt sehr sehr nachdenklich zurück.