Ein Roman, der das Kämpfen lehrt

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Inhalt:
Der Roman von Marco Balzano erzählt die Geschichte der jungen Trina aus dem Südtiroler Bergdorf Graun. Anfangs ein junges Mädchen unterrichtet sie heimlich Kinder auf Deutsch, obwohl es die Faschisten verbieten. Doch dann verliert sie ihre Arbeit, ihre Tochter setzt sich mit entfernter Familie ins Ausland ab. Als der Nationalsozialismus Einzug hält, flieht sie mit ihrem Mann Erich in die Berge. Als der Krieg zu Ende ist, hofft sie auf einen friedlichen Neubeginn in ihrem Heimatdorf. Doch dann wird ein Albtraum für Trina wahr: Ein Staudamm wird in ihrem Tal gebaut. Ihr Dorf soll geflutet werden. Trina ist bereit für die Kampf.

Meine Gedanken:
Trina ist eine starke Hauptfigur, mit der ich gut mitfühlen konnte. In all der Zeit, die im Roman vergeht, stumpft sie emotional immer mehr ab. Das hat der Autor sehr gut geschildert - sie wirkt immer apathischer und trotzdem nicht gewillt, ihr Schicksal walten zu lassen.
Balzano hat eine Geschichte erzählt, die an Details und Beschreibungen ausspart. Oft habe ich mich gefragt: Wie sieht Trina aus? Welche Farbe hat die Kirche? Es sind Kleinigkeiten, die der Geschichte nicht fehlen, aber die Bilder in meinem Kopf grau gelassen haben. Gleichzeitig kann das auch gerade richtig gewesen sein für diese schwere Art der Erzählung: Es geht um Krieg, Verlust, Machtmissbrauch. Da wirken strahlende Farben im Kopf schnell fehl am Platz.

Die Geschichte schreitet schnell voran. Es wird jedem Teil von Trinas Leben ein kurzer Teil des Romans gewidmet, aber es ist nicht ausschweifend. Es liest sich schnell, man bleibt dran.
Ich habe den Roman in zwei Tagen ausgelesen.

Mich lässt Trinas Geschichte aufgewühlt zurück. Die Fragen des Lebens werden in dem Roman nicht angesprochen, aber er regt zum Nachdenken an. Wie hat eine Frau verdient, so viel in ihrem Leben durchmachen zu müssen? Der Verlust der Tochter, Krieg, vertrieben von ihrem Zuhause. Ja, die Figur der Trina ist fiktiv. Aber damals, in der Zeit zwei oder drei Generationen vor mir, hat es diese Geschichten bestimmt gegeben.

Zuletzt ist mir durch "Ich bleiben hier" bewusst geworden, wie vergänglich Erinnerungen sind. Zu Beginn des Romans waren zwei Freundinnen Trinas Lebensmittelpunkt. Dann hat Trina geheiratet und die Umstände haben beide Freundinnen von der Bildfläche verschwinden lassen. Gegen Ende des Romans, und somit auch gegen Ende des Lebens der Hauptfigur, waren diese Personen kaum noch ein Thema. Die Zeit hat Trina vergessen lassen. Dasselbe Phänomen gilt für ihre Tochter.
Wenn wir uns selbst an der Nase nehmen, wissen wir, dass es uns nicht anders geht. Die Stimme verstorbener Lieben verblassen, Freundschaften aus der Vergangenheit geraten in Vergessenheit.

Fazit:
Alles in Allem ein runder Roman, der schnell gelesen ist und mich gleichzeitig atemlos zurücklässt. Es ist eine Geschichte von Verlust und vom Leben, dass einem nicht immer Rosen anbietet. Er lehrt einem zu schätzen, wie gut wir es heute haben.