Leiden, Hoffnung, Neuanfängen

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mazapán Avatar

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Einer meiner schönsten Urlaube habe ich in Südtirol verbracht. Diese Zeit habe ich sehr gerne in Erinnerung. Südtirol liegt in Italien, es fühlt sich aber nicht sehr italienisch an. Dort isst man lieber Knödel statt Pizza und Deutsch hört man häufiger als Italienisch.

Eine beeindruckende und berühmte Sehenswürdigkeit musste auch besichtigt werden: der versunkene Turm im Reschensee im Vinschgau.

Beeindruckend ist dieser Anblick, einmalig, sogar mysteriös, ein von Menschen gemachtes Phänomen. Was dahinter steckt, ist aber mehr als nur beeindruckend: eine tragische Geschichte mit vielen Opfern. Dieser versunkene Turm ist das Endergebnis einer Reihe von Missbräuchen an einem Teil der Vinschgauer Bevölkerung.

Mit seinem Buch "Ich bleibe hier" ehrt Marco Balzano die Bewohner eines Dorfes, das nicht mehr existiert.

Faschismus, Nationalsozialismus, Zwangsitalienisierung, skrupellose Wirtschaft, die Vinschgauer mussten immer gegen grausame Feinde kämpfen. Graun am Reschensee hat den letzten Kampf verloren. Das Dorf liegt unter Wasser, es musste im Namen der Fortschritt verschwinden.

Trina erzählt diese Geschichte in einem langen Brief an ihre Tochter. Sie erzählt von Leiden und Hoffnung, von den Schrecken des Krieges und letztendlich auch von Neuanfängen.

"Ich bleibe hier" ist ein wunderbares Buch, das mich sehr berührt hat, und das mich auch sehr nachdenklich gemacht hat.

Wie immer schaffte es Balzano, einen Teil der Geschichte seiner Heimat aus der Sicht normaler Menschen, die unter großer Ungerechtigkeit gelitten haben, zu schildern, und gibt ihnen eine Stimme. Und er schafft es auch durch seine großartige Art und Weise zu erzählen, dass diese Stimme gehört wird.