Ich bleibe hier - die Geschichte vom Entstehen des Reschensees

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"Vorwärts sehen, ist die einzige Richtung die erlaubt ist. Sonst hätte Gott uns die Augen seitlich gemacht. Wie den Fischen."

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Den Reschensee kenne ich schon von Kindheit an. Schließlich fährt man an ihm vorbei wenn auf dem Weg nach Südtirol ist und nicht den Weg über die Autobahn ins Vinschgau wählt sondern den über den Reschenpaß. Der aus dem Wasser ragende Kirchturm hat mich damals schon fasziniert und ich konnte nicht glauben, dass hier mal ein Dorf war. Das Dorf Alt-Graun und Teile vom Dorf Reschen wurde 1950 geflutet. 163 Häuser waren von der Zwangsenteignung und der bevorstehenden Sprengung betroffen. Die versprochenen Entschädigungen haben die Menschen damals nie bekommen und wurden so niedrig angesetzt, dass die Beträge lachhaft waren. Hilfe wurde ihnen öfters versprochen, aber am Ende war es nur Pfarrer Alfred, der sich bis zum Schluss eingesetzt hat und dafür verhaftet wurde. Schon 1939 standen die Einwohner vor der Wahl entweder nach Deutschland überzusiedeln oder zu bleiben. Die geblieben sind standen 1950 vor der gleichen Entscheidung. Im Buch kann man das Gefühl von Heimweh und Heimatverbundenheit sehr gut fühlen. Wer würde nicht um seine Heimat und seinen Besitz kämpfen?

Das Buch "Ich bleibe hier" handelt von Trina und Erich. Beide in Graun geboren und aufgewachsen. Trina ist gelernte Lehrerin, durfte ihren Beruf aber nie öffentlich ausüben. Erich erlebt als Soldat die Schrecken des zweiten Weltkrieges und als er als Invalide heimkehrt kann er weiter um seinen Geburts- und Heimatort kämpfen. Die Schikanen der italienischen Behörden gegenüber der Einwohner im Vinschgau werden authentisch erzählt. Südtirol gehört zu Italien und Ministerpräsident ist Benito Mussolini. Die deutsche Sprache wurde verboten. Wer sie unterrichtete musste mit harten Strafen rechnen. Amtliche Bekanntmachungen wurden nur noch in italienisch ausgehängt. Keiner der Einwohner konnte diese Sprache sprechen, die wenigsten überhaupt lesen. Sehr gut kann man die Angst der Menschen nachvollziehen als sie beobachten wie der Staudamm immer weiter ausgebaut wird. Auch die Machtlosigkeit weil keine Hilfe angeboten wird. Das Buch ist kein fröhliches Buch sondern eines, das zum Nachdenken anregt. Die Einwohner hatten damals keine Chance. Wer sich für die Geschichte der damaligen Zeit interessiert sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Mir hat es sehr gut gefallen.