Lesenswert mit geschichtlichem Hintergrund

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lia48 Avatar

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INHALT:
1939 bis 1943 müssen sich die Einwohner von Südtirol entscheiden, ob sie nach Deutschland auswandern, oder ob sie sich weiter von den Faschisten im Land schikanieren lassen wollen.
Trina entscheidet sich für ihre Heimat. Sie wuchs im südtirolerischen Bergdorf Graun auf. Der Vater ist Schreiner, sie selbst möchte nun nach dem Studium als Lehrerin arbeiten. Doch unter der Herrschaft von Mussolini verwüsten die Faschisten die Städte der Umgebung, Namen von Straßen, Bächen und Bergen werden umbenannt, Trachten werden verboten und die deutsche Sprache darf zum Teil nicht mehr gesprochen und auch nicht mehr unterrichtet werden. Stattdessen werden neue Lehrer aus Italien geschickt.
Trina gibt nicht auf und so unterrichtet sie heimlich in den Katakomben Lesen und Schreiben. Doch wenn sie erwischt werden sollte, drohen ihr Geldstrafen, Prügel oder gar die Verbannung aus dem Land.
Als der Zweite Weltkrieg ansteht, müssen sie sich auch noch vor den Nazis in Acht nehmen.
Und schließlich plant ein Energiekonzern, einen großen Staudamm zu bauen, der vermutlich das ganze Dorf überfluten würde ...

Der damalige Kirchturm von Graun ragt wie auf dem Cover abgebildet, bis heute noch aus dem Reschensee...

MEINUNG:
Ich finde es immer wieder spannend, wenn beim Lesen von Romanen nebenbei Wissen einfließt. Von dem See mit dem herausragenden Kirchturm hatte ich zwar schon gehört, kannte aber die Geschichte dahinter nicht. Auch wenn viele der Figuren im Buch fiktiv sind, konnte es mir die damalige politische Situation und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung gut vor Augen führen. Die armen Dorfbewohner in Südtirol bekamen es gleich mit zwei Diktatoren (Mussolini und Hitler) zu tun. Es wurde versucht, ihre Sprache und ihre Traditionen auszurotten, sie wurden schikaniert, später wurden sie in den Krieg eingezogen oder mussten fliehen. Das war sicherlich keine leichte Zeit, was mir als Leser hier anschaulich und eindrucksvoll beschrieben wurde.

Gut hat mir auch Protagonistin Trina gefallen, die mutig das tut, was sie für richtig hält und trotz der lauernden Gefahr, heimlich Deutsch unterrichtet.
Als besonders habe ich es empfunden, dass Trina im Buch immer wieder aus der Du-Perspektive erzählt. Warum und an wen sie ihre Sätze richtet, erfährt der Leser erst mit der Zeit, was mir aber gut gefallen hat. So kann man selbst Vermutungen anstellen. Auch vom Schreibstil her, habe ich das Buch gerne gelesen und wurde regelrecht mitgerissen.

Der geplante Bau des Staudamms, hat mich etwas an die Windkraftanlage in „Unterleuten“ von Juli Zeh erinnert, auch wenn „Ich bleibe hier“ natürlich zu einer ganz anderen Zeit spielt und noch den Faschismus und den Zweiten Weltkrieg als großes Thema beinhaltet.
Durch die Thematik ist das Buch eher etwas deprimierend, gleichzeitig fand ich es aber auch spannend und interessant und es hat mich durchaus zum Nachdenken angeregt.

FAZIT: Ein Buch, welches ich gerne weiterempfehle, besonders dann, wenn ihr Bücher mit geschichtlichem Hintergrund mögt! 4,5/5 Sterne!