Schweres Schicksal

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westeraccum Avatar

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Trina wächst in Graun in Südtirol auf. Sie will Lehrerin werden und gerät zwischen alle Stühle, denn als die Faschisten Südtirol besetzen, darf der Unterricht nur noch auf Italienisch stattfinden. Auf Bitten des Pfarrers erteilt sie aber heimlich deutschen Unterricht in einer Katakombenschule. Als auch das nicht mehr möglich ist, heiratet sie ihren Jugendfreund Erich und bewirtschaftet mit ihm zusammen den Bauernhof. Erich engagiert sich gegen den geplanten Staudamm, der das Dorf ebenso wie das benachbarte Dorf Reschen zerstören soll. Eines Tages verschwindet ihre gemeinsame Tochter Marica gemeinsam mit Erichs Schwester nach Deutschland, wo sie sich unter den Nazis eine bessere Zukunft erhofft. Die Eltern hören nie wieder vorn ihr und das belastet die Ehe sehr. Als Erich nicht wieder in den Krieg ziehen will, fliehen sie in die Berge und leben unter erbärmlichsten Umständen.
Das Buch ließ mich in eine mir bisher fast vollkommen unbekannte Geschichte eintauchen. Ich habe den Kirchturm im Reschensee, der auch auf dem Cover abgebildet ist, schon gesehen, aber die Hintergründe kannte ich nicht.
Balzano hat die Geschichte sehr genau recherchiert, einige der Figuren sind an reale Vorbilder angelehnt. Das Schicksal von Trina und Erich steht exemplarisch für die vielen Menschen, die in Südtirol zum Spielball der Geschichte wurden und nie eine Chance auf Mitbestimmung über ihr eigenes Leben hatten.
Balzano schildert Trinas Leben als Brief an ihre eigene verschwundene Tochter, die immer wieder angesprochen wird, manches bleibt im Dunkeln, um ihr die harte Wahrheit zu ersparen. Sein Stil ist eher sachlich, aber die Emotionen bleiben an manchen Stellen deutlich sichtbar. Diese Gratwanderung gelingt wunderbar.
Mich hat das Buch sehr berührt, es bekommt die volle Punktzahl und wird hoffentlich ein großer Erfolg!