Stark, authentisch und unheimlich berührend: Die Geschichte hinter der Geschichte

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thirteentwoseven Avatar

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Das, was von uns bleibt, ist meist nicht viel. Wie die Spitze eines Eisbergs ragt oft nur ein kleines Überbleibsel in die Jetzt-Zeit. In Südtirol, im Reschensee, ist es der Kirchturm des gefluteten Dorfes Graun. Ein einzigartiges Relikt einer bewegten Geschichte. Von unzähligen Touristen bestaunt, aber eben nicht mehr.
Mit seinem, eng an die wirklichen Ereignisse angelehnten Roman "Ich bleibe hier" erweckt Marco Balzano die Menschen und Schicksale des kleinen Südtiroler Bergdorfes Graun zu neuem, intensiven Leben.

Trina und Erich haben hier schon immer gelebt. Trina ist Deutschlehrerin, ihr Mann Erich Bauer. Zusammen bewirtschaften sie einen kleinen Hof. Sie erleben, wie ihr Dorf von der Geschichte überrollt wird. Erst von den italienischen Faschisten, dann von den deutschen Nazis und schließlich von den Ingenieuren und Bauarbeitern, die für einen großen Konzern den Stausee bauen. Sohn Michael wird Nazi. Die Tochter Marcia verlässt in jungen Jahren das Dorf für ein besseres Leben. Während Erich ganz tief mit seiner Heimat verwurzelt ist und sich ein Leben woanders nicht vorstellen kann, schaut Trina nach vorn. Letztlich bleiben sich jedoch beide sich und dem Ort treu und lassen sich nicht korrumpieren.

Erich:" Eines Tages kommt es noch soweit, dass man jemanden umbringen muss, wenn man seine Würde wahren will".

Trina:"Vorwärts gehen, wie Mutter zu sagen pflegte, das ist die einzige Richtung, die erlaubt ist. Sonst hätte uns Gott, die Augen seitlich gemacht. Wie den Fischen."

Mit wenigen Sätzen und knappen, aber direkt ins Herz gehenden Worten und Zitaten verbindet Balzano die Geschichte von Trina und Erich mit der Geschichte von Südtirol. Eindringlich, authentisch und unheimlich berührend.

Ich gebe 5 Sterne und kann das Buch nur empfehen.