Ich ironisiere also bin ich

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anonymous Avatar

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                            Hier betrachtet ein Meister der bösen Satire( Süß-Stoff der Woche)die Philosophie wie durch ein Schlüsselloch- ohne Anspruch auf Vollständigkeit, nur seine _liebsten Welterklärungen_ eben ..Er scannt den gesamten philosophischen Horizont und kommt mit seiner von Ironie getrübten Brille zu unorthodoxen Einsichten.

Der Autor befreit die Philosophie vom Staub der Wissenschaft: selbst der Philosophie als Wissenschaft mächtig hat sich Süß nicht vom Wissenschafts-Zirkus abrichten lassen .Mit distanzierter Leichtigkeit führt er den Leser durch die Philosophie, die einem bisher als so akademisch (spr)öde erschien .Er bleibt gut verständlich und vermittelt trotzdem beiläufig - ohne sich ideologisch zu verhaken- solide Fachkunde und regt den interessierten Laien zum nachschlagen an.

 Man hat das Gefühl, dass jede Formulierung im Text das Ergebnis langen Vor-Denkens ist, nicht zufällig dahingeplappert…Mit Vergnügen schüttelt der Mann des Wortes „_wirkungsmächtig_“ die Wörter in all ihren Bedeutungen z.B. bei Aristoteles, dem Freund der **Mitte** kommen auf wenigen Zeilen die Begriffe _vermitteln_ ,_Mitte finden_, _ermitteln, mittelmäßig, Mittelweg, Mittelwerte_ vor.

Mit gelehrter Imagination lädt Süß - sprachlich flott und reich an Verfremdung-

den Leser zu Gedanken-/Wort-Spielen ein:

_Wahr-nehmung_

_Frag-würdig_

_Der Mond scheint scheinbar_

_Parmenides’ Erleuchtung besteht in der Erkenntnis, dass der Mond nicht leuchtet,_

_dass er keine Scheibe sondern eine beleuchtete Kugel ist_

Süß zwingt den Leser zum Verweilen, Seite für Seite. Es gibt keine Spannung, keinen Mörder, keine Schlußpointe. Somit ist das Buch auch Nichts für Eilige, die Krimi-like den Täter jagen wollen.

Ich finde diese Gedankenspiele: höchst anregend und in keinem Fall trocken. Gegen des Lesers Langeweile sind noch Dialoge eingestreut z.B. Süß mit Sokrates!!!

Der Klappentext des Buches hebt so darauf ab, dass Nonsens( Sinn! los! Unverständlichkeit) komisch sein kann- ich finde es ist mehr.

Der rote Faden ist etwas verzwirbelt. Wer ihm trotzdem folgt wird durch Ideenreichtum belohnt. Ko(s)misch!!

 „Ein Satiriker ist ein gekränkter Idealist“, so Tucholsky -und unser Autor?

Aus meiner Sicht ist hier sein Ideal, _den kleinen Sinn des Lebens zu vermitteln(p299)._

Die Kränkung in Tucholskys Sinne, so sie denn messbar ist, könnte der Autor kompensieren indem er sich den Spaß macht, den Leser zu verwirren- frei nach dem Motto:

**Ich ironisiere also bin ich.**

Ich habe mich gegen die Verwirrung gewehrt, mit einigen Erfolgserlebnissen und meine daher, das Buch sollte Pflichtlektüre für jeden Philosophiestudenten werden und empfehle es als Bereicherung für alle, die nicht einfach so als _Geistesdeppen_(p75)durchs Leben tapsen wollen.