Geschüttelt, nicht gerührt

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So fühlte ich mich, als ich die Geschichte, die ja wenigstens ansatzweise autobiographisch ist (was sollten sonst die Anspielungen auf Namen, Daten und Beruf der "echten" Rina), gelesen hatte. Wie ist es möglich, dass eine Frau, die sonst absolut mit beiden Beinen auf dieser Erde steht, sich dermaßen und für so lange Zeit an einen Nichtsnutz verschwenden kann? Sie ist weder in Liebesdingen völlig unerfahren (Exmann, verflossene Liebhaber), noch leidet sie an Notstand. Ganz im Gegenteil, - ein wirklich liebevoller und mitfühlender Lebensgefährte hält ihr die Hand bei der Operation und kümmert sich auch danach rührend um sie. Aber der wird auf die Müllhalde der Gefühle entsorgt - für einen verlogenen, egoistischen, egozentrischen und dann auch noch schlagenden Geliebten.

Ein weiteres Rätsel ist mir das Verhalten der Kinder. Wenn sich meine Mutter so abgrundtief dämlich verhalten würde, täte ich sie schon mal fragen, ob sie noch ganz richtig tickt. Das kann Kind auch machen, ohne dass sich Mutter verletzt fühlt. Kurioserweise ist die Erzählerin noch nicht einmal neugierig - sonst hätte sie vielleicht wenigstens bemerkt, dass weder die Ehefrau hässlich, noch die Ehe am Ende ist.

Mich (als Frau) hat das Buch geärgert. Dass Hera-Lind-Protagonistinnen mit Augen- und Ohrenklappen durch die Welt spazieren, nehme ich gerade noch so hin. Aber dass 48jährige selbständige Dokumentarfilmproduzentinnen sich 10 Monate lang wie Teenager verhalten (obwohl das schon fast eine Beleidigung aller Teenager ist), grenzt an Absurdität.