Klischees werden erfüllt!

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corbinian Avatar

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_Ich folge dir mit geschlossenen Augen_ ist der zweite Roman von Rina Frank, der seinen Weg aus dem Hebräischen ins Deutsche fand. Die Übersetzung war sicherlich nicht einfach, erzählt die Autorin den Lesern doch die Geschichte einer Liebe in Israel und erzählt dabei allerlei Dinge über das uns fremde Land und deren Einwohner.

 

Wie auch die Autorin, so heißt auch die Protagonistin des Romans Rina, eine Jüdin mit rumänischen Wurzeln, und diese erlebt kurz vor ihrem 50. Geburtstag zwei Dinge, die sie tief im Inneren berühren. Das eine ist eine lebensnotwendige Operation, das andere die Liebe zu dem Chirurgen, Eres, der sie operiert.

Doch zurück zu Rina, diese ist Mutter zweier erwachsenen Kinder, Michael, ihr Sohn, und Noa, ihre Tochter. Sie arbeitet eigentlich als Produzentin fürs Fernsehen, ist aber im Moment ohne Aufträge. Sie ist geschieden und lebt mit ihrer Tochter und Haustieren alleine in einer kleinen Wohnung. Ihr aktueller Lebensgefährte ist der nette und liebenswürdige Jakob, eigentlich der perfekte Mann für Rina.

Bei Rina wird, nach einem vermeintlichen Herzinfarkt, ein Tumor entdeckt und für sie bricht eine Welt zusammen. Die Suche nach einen Spezialisten für die Operation führt sie von ihrer Wahrsagerin, die ihr ein langes Leben prophezeit, über einem geldgierigen Arzt ohne Interesse an seinen Patienten schließlich zu Eres, dem altruistischen Arzt, der sie für wenig Geld operiert und den speziellen Wünschen Rinas genügt. Eres wird dann auch als Chirurg ausgewählt und hier startet das Verhängnis.

Rina stürzt sich Hals über Kopf in eine Affäre mit Eres, der noch verheiratet ist, aber schon lange nichts mehr für seine Frau empfindet, wie er sagt. Anfangs leidet ihre Beziehung zu Jakob darunter, später dann Rina selbst.

 

Der Roman ist nur in der ersten Person verfasst. Rina gibt sowohl ihre eigenen Worte und Handlungen wider, als auch die Worte und Taten aller anderen Personen. Dies macht das Buch sehr einseitig, aber auch gleichzeitig erhält man einen fast 100-Prozentigen Einblick in das Gefühlschaos und die Wahrnehmung von Rina. Dadurch versteht man wieso sie handelt wie sie handelt und wie sie Dinge erlebt und verarbeitet. Die Charaktere werden von Rina ausführlich, oder auch weniger ausführlich, je nach eigener Gemütsverfassung und Wichtigkeit der Person für Rina, beschrieben.

 

Not, gepaart mit Liebe und einer Portion Übernatürlichem, eigentlich eine tolle Kombination, aber das Buch ist zu vorhersehbar. Die Wandlungen der Charaktere entsprechen den typischen Klischees und das Ende ist demnach alles andere als eine Überraschung.

 

Gerade die Übereinstimmung der Namen und des aktuellen Berufes zwischen Autorin und Romanfigur lässt dann auch viel Raum zur Interpretation. Ist die Rina aus dem Buch, die Rina, die das Buch geschrieben hat? Ist das Buch vielleicht eine Biographie? Der Erzählstil des Romans lässt keinen definitiven Schluss zu, aber deutet vielleicht etwas an. Wenn dem tatsächlich so wäre, würde ich einerseits ungern in Eres Haut stecken und andererseits fände ich diese Art und Weise der Verarbeitung alles andere als akzeptabel.

 

Fazit: Ich bin kein Fan von Liebesromanen, ich finde sie zäh und muss mich normalerweise durchquälen. _Ich folge dir mit geschlossenen Augen_ ist da anders. Das Buch ist toll geschrieben und es lässt sich in einem Rutsch lesen. Der israelische Hintergrund gibt tiefe Einblicke und erzählt die Geschichte eines faszinierenden jungen Landes mit alter Kultur. Leider sind das auch schon die einzigen positiven Dinge. Vorhersehbar und vorhergesagt bringt das Buch keine Überraschungen. Auch der Fade Beigeschmack von persönlicher Verarbeitung der Autorin bleibt bestehen, aber vielleicht war das ja gewollt. Leider zu viele Klischees, die erfüllt werden.

 

Wer in der Zukunft lesen will, muß in der Vergangenheit blättern. - André Malraux